VW-Gedas unterstuetzt die Reform in den Kommunen

04.08.1995

BERLIN/BAD OLDESLOE (ms) - Die Modernisierung der oeffentlichen Aemter in den bundesdeutschen Staedten und Gemeinden scheint in Gang zu kommen. Mit Projekten wie dem "Innovationsring mittlere Staedte" sollen neue Konzepte realisiert und die "DV-gestuetzte Entwicklungsplanung" in Angriff genommen werden.

Stark fuer die neue Verwaltungsreform macht sich die Kreisstadt Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein. Der etwa 22000 Einwohner zaehlende und an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern liegende Ort hatte Anfang Juni zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen, um ein "Administrations-Re-Engineering-Modell" zu praesentieren. Rund 30 Buergermeister und Projektverantwortliche aus bundesdeutschen Staedten diskutierten ueber die kuenftige "Modernisierung des oeffentlichen Sektors".

Vorgestellt wurde ein von der VW-Gedas entwickeltes DV-Konzept fuer eine moderne Verwaltung "Synergie fuer Windows". Es beinhaltet die Organisation, Beratung sowie die Integration der kommunalen Vorgangsbearbeitung einschliesslich aller spezifischen Anwendungen. Installiert wird eine Client-Server-Loesung mit 150 PC- Arbeitsplaetzen, die das Oldesloer Rathaus, das Verwaltungsgebaeude sowie externe Bereiche wie die Volkshochschule und die Stadtwerke miteinander verbindet.

Als Generalauftragnehmer werde das Softwarehaus des VW-Konzerns "in den naechsten drei Jahren alle organisatorischen und informationstechnischen Arbeitsablaeufe begleiten", so Buergermeister Gerd Achterberg. Neubuerger der Stadt - jaehrlich etwa 1500 - wuerden dann "nur noch einen Besuch bei der Stadtverwaltung benoetigen, um alle Anmeldungen zu erledigen".

Der Auftrag fuer die VW-Gedas-Gruppe hat einen Wert von 5,3 Millionen Mark. Als Ergebnis der Reform erwarten die Oldesloer Stadtvaeter eine "Einsparung von zwei Millionen Mark pro Jahr sowie eine reale Mindestbelastung der Buerger mit kommunalen Steuern". Die reformfreudige Kreisstadt scheint derzeit noch wenig Nachahmer zu finden. Acht bis zehn Jahre werde es noch brauchen, meint Herrmann Hill von der Hochschule fuer Verwaltungswissenschaften in Speyer und Initiator des Innovationsrings mittlere Staedte, "bis wir in Deutschland ein modernes Verwaltungssystem haben". Zumal einige Gemeinden wohl lieber "eigene Wege gehen" moechten.

Obwohl seit 1991 auch die neuen Bundeslaender in die Initiative einbezogen sind, waren im Juni weder Vertreter der Raete aus

Wismar, Schwerin noch aus Rostock nach Oldesloe gekommen. Mit einem "Wir wollen uns nicht aufdraengen" hatte man die ostdeutschen Stadtvaeter unweit der Haustuer nicht eingeladen. Man muesse, so Achterberg "erst selber erfolgreich sein". Allerdings wolle die Stadt mit den Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern zusammenkommen, um neue Verwaltungsmodelle zu besprechen.