VS-User fuehlen sich vernachlaessigt Wangs Wandlung zum SW-Anbieter sorgt fuer Unruhe bei Anwendern

11.06.1993

FRAMINGHAM (IDG) - Die Metamorphose der schwer angeschlagenen Wang Laboratories Inc. in eine Softwarecompany sorgt fuer schlechte Stimmung unter den Anwendern von Wang-Hardware. Sie fuehlen sich vernachlaessigt und planen den Umstieg.

Trotz der Beteuerungen von Wang-Managern, man werde die VS- Systeme solange unterstuetzen, wie es die Anwenderschaft wuensche, hat sich der Hardware-Service und -Support im Laufe der Restrukturierung nachhaltig verschlechtert. Die Quelle der Anwenderfrustration "sei kurzfristiger Natur", versuchte ein Sprecher der Company die Wogen zu glaetten.

Er versprach eine Neuorientierung der Kundenbetreuung und den Einsatz von Service-Mitarbeitern: "Die Umwandlung des Unternehmens macht gute Fortschritte und sollte bis Ende Juni dieses Jahres abgeschlossen sein."

Trotzdem verabschieden sich viele Wang-Anwender und suchen ihr Heil in offenen Systemen. So wird das Gas Research Institut (GRI) in Chikago viele der VS-Systeme behalten und sie als Hosts in Client-Server-Konfigurationen einsetzen. Gleichzeitig werden aber auch Unix-Workstations installiert.

Aufgrund ihrer Erfahrungen forderten John Da Silva, Vice- President der GRI, und Brendon Edenfield, Vice-President der Trans Leasing International, auf einer Anwenderkonferenz in Chikago andere Wang-User dringend dazu auf, sorgfaeltig alle Optionen zu untersuchen, bevor sie die proprietaeren Wang-Systeme zum alten Eisen werfen. "Beginnen Sie so frueh wie moeglich mit der Planung,

damit Sie umsichtig agieren koennen", riet Edenfield. Zwar "liebe" auch er die VS und wuerde nicht wechseln, wenn er nicht muesste, aber die Vorteile eines Umstiegs seien ebenfalls "enorm".

Edenfield und andere Anwender hatten ebenso unter der Reorganisation bei Wang zu leiden wie mehrere Dutzend Teilnehmer der Konferenz in Chikago. Kein Wunder, schliesslich fielen dem personellen Aderlass, dem sich der konkursbedrohte Mini-Hersteller unterziehen musste - Ende des Monats soll die Beschaeftigtenzahl von 8000 bis auf 6300 Mitarbeiter gefallen sein - viele Mitarbeiter aus der VS-Produktion und in geringerem Ausmass auch aus den Bereichen VS-Vertrieb und -Support zum Opfer.

Ausserdem hat Wang in den USA die Zahl der regionalen Service- Organisationen von sieben auf vier reduziert, der Abbau des Hardware-Vertriebs soll folgen. Fortan will das Unternehmen sein Hauptaugenmerk auf Office- und Image-Software sowie auf computergestuetztes Software-Engineering legen. Vertreiben will man diese Produkte via Telemarketing, VARs und andere Drittanbieter.

Durch diese Umstrukturierungen verlieren VS-Anwender zum Teil den Zugriff auf Wang-Ressourcen. "Sie wollen sich auf eine bestimmte Kundschaft konzentrieren, die anderen sollen von VARs betreut werden", erklaert Edenfield. "Ihre Vertriebsleute erzaehlten uns lediglich, dass wir moeglicherweise zu klein fuer Wang sind und dass wir ueberlegen sollten, die Hardwareplattform zu wechseln", fuegte er hinzu.