Sears und Kmart

Vorwurf: US-Handelskonzern schiebt Kunden Spyware unter

02.01.2008
Die Community-Software des US-Einzelhändlers Sears ist nach Ansicht von Experten verkappte Spyware.

Der US-Einzelhandelskonzern Sears Holding (Sears Roebuck und Kmart) steht im Verdacht, mit einem Marketingprogramm seinen Kunden mehr Informationen aus der Nase zu ziehen, als diese vermuten würden. Nach Ansicht von Ben Edelman, Assistant Professor an der Harvard Business School, erfüllt das Programm "My SHC Community" von Sears nicht die Vorgaben der US Federal Trade Commission (FTC), da Kunden nicht ausreichend über die Aktivitäten der von ihnen herunter geladenen Marketingsoftware informiert werden. Laut Edelman speichert die Software unter anderem jede besuchte Website, jede Suchanfrage, alle gekauften Produkte sowie alle im Internet betrachteten, aber nicht gekauften Produkte.

Der Harvard-Wissenschaftler hat seine Analyse zur My SHC Community inzwischen ins Internet gestellt. Bereits Mitte Dezember hatte ein Spyware-Experte von CA auf die Probleme mit dem Sears-Programm hingewiesen. Die Software stammt von VoiceFive, einer Tochter der Internet-Analyse-Firma ComScore. Das Programm war im März 2007 an den Start gegangen. Ziel sei es, den Dialog mit dem Kunden zu fördern, hieß es offiziell.

Kunden werden mit einem Rabatt und Gewinnchancen zur Registrierung angeregt. Im Gegenzug sollen Teilnehmer eine Software installieren, die stark an Spyware erinnert. Sie kann nach Erkenntnissen des CA-Experten nicht nur den "normalen" Web Traffic überwachen, sondern auch sichere Verbindungen etwa zu Online-Banken protokollieren. Inhalte von E-Mail-Headern würden ebenfalls an ComScore übertragen.

Nach Angaben eines Sears-Managers steht es den Kunden frei, die Überwachungssoftware zu installieren. Weniger als zehn Prozent der Nutzer hätten das Kontrollprogramm geladen. Zudem würden alle Informationen, die zur Identifikation einer Person genutzt werden können, von ComScore gelöscht. Die Antworten des Sears-Managers wurden ebenfalls bei CA veröffentlicht.

Harvard-Wissenschaftler Edelman nannte den Kommentar von Sears in einer E-Mail an den "IDG News Service" "verwunderlich" – da die Inhalte den tatsächlichen Fakten komplett widersprechen würden. So würden Kunden nur unzureichend über die Tracking-Software informiert, bevor sie diese herunterladen. Die Standards der FTC würden jedoch bereits im Vorfeld klare, hervorgehobene und unvermeidbare Informationen zu den zentralen Nutzungsbedingungen vorsehen. (ajf)