Anforderungen zu spezifisch?

Vorwürfe gegen Oracle und KMPG

16.11.2001
LONDON (IDG) - Die englische University of Cambridge erwägt rechtliche Schritte gegen Oracle und KPMG. Beide Unternehmen waren an der inzwischen rund 13 Millionen Dollar teuren Einführung eines Systems für das Rechnungswesen beteiligt, das bis heute nicht richtig funktioniert.

Fünf Jahre und mehr als das Doppelte des ursprünglich geplanten Budgets habe man in das Projekt "Capsa" investiert - zufrieden stellende Quartalsberichte liefere das System allerdings immer noch nicht, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Report der Hochschule. Oracle habe ein Produkt mit schlechter Qualität geliefert, so der Vorwurf. Speziell das Modul zur Verwaltung von Forschungsstipendien werde seiner Aufgabe nicht gerecht.

Liste von VorwürfenProbleme gebe es außerdem mit der schwach ausgeprägten Konfigurationskontrolle sowie mit der "undisziplinierten" Auslieferung von Patches durch Oracle. Weitere Kritik betrifft unter anderem die Instabilität der Applikation, die Komplexität häufig wiederkehrender Transaktionen und die undeutliche Anwendungsterminologie. Diese Situation sei in der Softwareindustrie zwar häufig anzutreffen, von jemandem, der wie Oracle mit "Financials" eine Art Standard setzen will, habe man jedoch mehr erwartet. Der Bericht konzediert allerdings, dass Oracle zuletzt beachtliche Anstrengungen unternommen habe, um die Situation zumindest teilweise ins Lot zu bringen.

Versäumnisse eingeräumtCambridge räumt auch eigene Fehler ein. Die Universität habe sich die Datenbanker und KPMG 1999 an Bord geholt, unter anderem deshalb, weil sich schon zu dieser Zeit eine unerwartete Kostenspirale für das Capsa-Projekt abgezeichnet hatte. Die seinerzeit in die USA gereisten Mitarbeiter seien im California Institute of Technology, wo die Oracle-Software zu ähnlichen Zwecken eingesetzt wird, vor dem enormen Implementierungsaufwand gewarnt worden. "Unglücklicherweise ist diese Botschaft auf dem Heimweg wohl in Folge des Jetlags verloren gegangen", so das britische Statement. Da eigene Finanzexperten fehlten, habe man sich außerdem zu sehr auf die Fachkräfte von Oracle und KPMG verlassen, die ihrerseits mit den Abläufen einer Universität nicht im Detail vertraut seien. Dennoch empfiehlt der Bericht, dass die entsprechenden Ausschüsse der Elitehochschule die Möglichkeiten rechtlicher Schritte gegen die Anbieter in ihren nächsten Treffen diskutieren. (ue)