Vorwerk-Liebschaften

12.07.2007
Es ist ja einerseits schon komisch, was Menschen so antreibt. Da ergründete etwa eine Doktorarbeit aus dem Jahr 1978 auf hohem wissenschaftlichem Niveau "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern". Der Autor ist ein noch praktizierender Urologe, weswegen er anonym bleiben möchte.

Seine 15 Fallstudien ranken um Männer im Alter zwischen 31 und 73 Jahren, die sich in Liebeshändel vornehmlich mit Vorwerk-Staubsaugern der Marke "Kobold" verstrickten. Einigen soll das zärtliche Tete-à-tete mit dem Hauswirtschaftsgerät mangels technischen Sachverstands weniger bekommen sein. Derlei menschliche Interessen erachtet mancher als komisch.

Gar nicht komisch hingegen finden es viele Zeitgenossen, wenn sich heutzutage immer mehr Menschen im öffentlichen Bereich als lupenreine Großstadtjäger beziehungsweise als Content-Aggregatoren betätigen, um es neudeutsch, modisch und vor allem Web-2.0-gemäß und damit besser auszudrücken. Bewaffnet mit Handy-Cams machen sie Jagd auf alles, was geht und steht. User generated Content nennt man es, wenn solcher Inhalt dann in einem der gängigen Boulevardblätter landet. Bruce Willis hat in einem SZ-Interview beklagt, dass eines Tages jemand mit einem "fucking mobile phone von unten meine Eier" filmt. Rhetorisch fragte der in Filmen gern als martialischer Haudrauf agierende Bube, ob das Internet nicht einmal als Verschmelzung von Pop und Politik und damit als Infoparadies gedacht war. Heute sei es ein "Ort von Hinrichtungen, ein Ort der Jagd", bestenfalls eine "eskapistische Quatschwelt".

Weit ist das übrigens von der Welt der Vorwerk-Liaisons nicht entfernt. Hier wie dort gibt es Verletzungen an Leib und Seele, hier wie dort aber auch einen nicht zu unterschätzenden Spaßfaktor. Zu fragen wäre also: Who cares?