Die Zukunft des Rechenzentrums/Kommentar

Vorteilmitnahme

12.12.1997

Das neue Schlagwort "Rezentralisierung" macht eher ratlos, als daß es schlagartig klären würde, worum es geht. "Zurück in die Zukunft?" Ein paradoxer Befehl, der allenfalls zum Krebsgang auffordert.

Als direkte Handlungsanweisung sollte das Wort also nicht verstanden werden, vielmehr als Hinweis auf einen Trend, der sich seit vier Jahren abzeichnet: Client-Server ja, aber der Client wird tendenziell dünner, der Server wieder dicker. Doch muß dies allein noch keine Rückkehr zu den Master-Slave-Verhältnissen vor der Erfindung von Client-Server signalisieren und auch nicht bedeuten, daß die Idee des dezentralen Profit-Centers in unternehmensweiten DV-Strukturen endgültig Schiffbruch erlitten hat.

Auf den ersten Blick geht es "nur" darum die wichtigsten Vorteile der Großrechner, wie Ausfallsicherheit, Datensicherheit und -integrität mit in die Zukunft zu nehmen, ohne die Vorteile von dezentralen, flexiblen Client-Server-Strukturen aufzugeben.

Doch spricht neben diesen herkömmlichen Qualitäten der "großen Eisen" noch Entscheidenderes für ihre Rolle als mehr oder weniger zentrale "Server". Untersuchungen von Meta Group und IDC kamen im großen und ganzen übereinstimmend zu dem Ergebnis, daß die Kosten pro Teilnehmer einer Applikation bei steigender Anzahl der Großrechnerbenutzer immer niedriger werden, während es bei Plattformen wie Unix oder NT genau umgekehrt ist. Bei bis zu 400 Usern können Unix und NT zwar mithalten, was Total Cost of Ownership (TCO) angeht, doch bei höheren Teilnehmerzahlen werden sie teurer.

So stellt sich die nähere Zukunft von Großrechnern als gesichert dar; das Rechenzentrum hingegen dürfte sich schon mittelfristig zum auch dezentral verfügbaren "virtuellen Rechenzentrum" entwickeln.