Vorstellung im Herbst 1995 Mit Power-PC-PCs konkurriert die IBM gegen eigene Mikros

24.06.1994

MUENCHEN (CW) - Mit PC-Systemen auf Basis der Power-PC-Architektur, die im Herbst das Licht der DV-Welt erblicken sollen, macht sich IBM selbst Konkurrenz. Zwar versteht Big Blue die RISC-PCs als Erweiterung der PS/2-Angebotspalette, Ueberschneidungen werden jedoch unvermeidlich sein.

Auch die Digital Equipment Corp. (DEC) versuchte im Fruehjahr 1993, ihre auf der Alpha-RISC-Technologie aufbauenden PCs ueber den PC- Geschaeftsbereich in den Markt zu bringen. Mittlerweile gliederte die VAX-Company ihre Alpha-PCs in die Vertriebs- und Marketing- Abteilung der Workstation-Division ein, um Ueberschneidungen mit dem Intel-PC-Angebot zu vermeiden.

IBM setzt demgegenueber auf Konkurrenz im eigenen Haus: Die neuen PC-Systeme aus der Power Personal Systems (PPS) Division, die mit der Power-PC-Architektur ausgestattet sind, werden zum Teil nicht nur die gleichen Namen tragen wie bisherige PC-Produktlinien aus Big Blues PC-Company, sondern auch ueber die gleiche Marketing- Organisation und dieselben Vertriebskanaele ihren Weg in die Maerkte machen.

"Wir arbeiten noch an Details der Namensgebung, aber fest steht, dass es jeweils eine Markenbezeichnung geben wird und eine Marketing-Organisation. Fuer den Kunden werden sich beide PC-Typen quasi mit einem Gesicht darstellen", aeusserte Jim Bartlett, Produktverantwortlicher bei IBMs PC-Company fuer mobile Systeme.

Die in der PPS-Division entwickelten PC-Systeme mit RISC- Architektur werden in vielen technologischen Eigenschaften den PC- Systemen der PC Company auf Intel-Basis gleichen: Hierzu zaehlen unter anderem ISA- und PCI-Bus-Systeme.

Ausserdem will die IBM sicherstellen, dass die Power-PC-betriebenen Systeme fuer die Intel-Plattform geschriebene Applikationen nutzen koennen.

Gegenueber 486-Maschinen duerften die RISC-Rechner weitere Vorteile besitzen: Wegen der im Vergleich zur Intel-Architektur ueberlegenen Fliesskommaleistung der Power-PC-Prozessoren erwartet Big Blue, dass vor allem bei zukuenftigen Multimedia-Anwendungen wie bei Stimm- und Handschrifterkennung sowie in der Audio- und Videoverarbeitung IBMs RISC-PCs die Nase vorn haben werden.

Bei diesen Anwendungen werde es nicht noetig sein, zusaetzlich einen Koprozessor zu benutzen. Dies, so PPS-Manager Ian Boulton, werde die Kosten fuer Power-PCs weiter druecken. Boulton aeusserte ueberdies, dass die neuen Rechner ein sehr attraktives Preis-Leistungs- Verhaeltnis haben werden. Zwar wuerden sie im Vergleich zu Pentium- Systemen teurer sein. Das liege aber daran, dass ein Power-PC-Mikro standardmaessig mit erheblich mehr Ressourcen ausgestattet sein werde.

Ausserdem, so Boulton, wird IBM auf diesen Systemen mehrere Betriebssystem-Alternativen bieten. Hierzu gehoert "Personal AIX" - eine abgespeckte Implementation von Big Blues Unix-Derivat, das ausschliesslich auf Client-Funktionalitaet beschraenkt ist. Auch Windows NT wird bei den ersten vorgestellten Systemen unterstuetzt werden. Erst Anfang 1995 soll OS/2 folgen, im April kommenden Jahres soll schliesslich gemeinsam mit Sunsoft auch Solaris auf den Power-PC-PCs verfuegbar sein.