Vorstandsentscheidung: einsam oder im Team?

31.07.1987

Jürgen Schoop

DV-Leiter, Clark Equipment GmbH, Mülheim/Ruhr

Einen solchen Vorfall wie bei Löwenbräu könnte ich mir in unserem Haus nur schlecht vorstellen. Vor allem, weil die Geschäftsleitung derartige Entscheidungen nicht ohne den DV-Leiter treffen würde. Ich möchte zwar nicht ausschließen, daß nicht auch bei uns ein solches Thema auf den Tisch kommen könnte, wenn ein neuer Vorstand ins Unternehmen käme, der gewisse Erfahrungen aus seiner vorherigen Firma mitbringt und von denen er überzeugt ist.

Im Gegenteil: Bei uns würden die Ideen aufgegriffen, indem eine Arbeitsgruppe auf das Projekt angesetzt wird, die das ganze erst einmal analysiert und die EDV involviert.

Für mich klingt diese ganze Löwenbräu-Geschichte recht fabulös. Denn es geht dabei nicht nur darum, daß die jahrelange Aufbauarbeit des DV-Leiters durch eine solche Maßnahme zunichte gemacht wird. Viel wichtiger erscheint mir die Tatsache, daß die Unternehmensleitung mit einem solchen Schritt, nämlich dem Wechsel von IBM zu Siemens wie in diesem speziellen Beispiel, das gesamte Know-how und die langjährige Erfahrung der DV-Abteilung in Frage und auf den Kopf stellt. Schließlich ist auch das Fachwissen des DV-Teams Kapital des Unternehmens. Wirft man das alles weg, so fängt man wieder bei Null an.

Rainer Sitzmann

Leiter Organisation/Informationssysteme, SH-Schieder-Möbel Holding GmbH, Schieder

Ich habe zwar in unserem Unternehmen schon einige Überraschungen erlebt, doch kann ich mir einen solchen Vorfall wie bei Löwenbräu in unserem Unternehmen nicht vorstellen. Wir haben IBM-Systeme /38 im Einsatz, die in einer ganz bestimmten Betriebssystem- und Software-Umgebung arbeiten, die es nirgendwo außer bei IBM gibt, und diese ist selbst innerhalb von IBM nicht portabel. Da ist ein solcher Vorgang undenkbar, weil man die gesamte DV wegwerfen könnte.

Sollte dies in der Tat bei Löwenbräu ähnlich sein, so ist eine derartige Entscheidung für mich unverständlich. Dies kann ich allerdings nicht beurteilen, da bei einer solchen Maßnahme unendlich viele Aspekte eine Rolle spielen. Vielleicht hat der Löwenbräu-Vorstand in der Sache sogar richtig entschieden.

Hubert Riedel*

München

Wenn der Löwenbräu-Vorstand tatsächlich nicht nur die Hardware, sondern auch das gesamte Betriebssystem und die Datenbanken auswechselt - und dies alles ohne das Einverständnis beziehungsweise das Mitwirken der EDV-Abteilung -, dann traut er sich wirklich schon viel zu. Ein solches Vorgehen halte ich in unserem Unternehmen für undenkbar. Sicher setzt auch bei uns der Vorstand Zielvorgaben, die die EDV realisieren muß. Doch selbst wenn die Zielvorgaben von seiten des Vorstandes nicht immer den Wünschen der EDV-Abteilung entsprechen, so ist es für mich in unserem Haus unvorstellbar, daß der Vorstand eine Entscheidung trifft, ohne mit der EDV-Abteilung zusammengearbeitet beziehungsweise mit dem EDV-Team eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden zu haben.