Deutsch-französischer Streit belastet Konsortium

Vorstand von Global One wirft das Handtuch

09.07.1999
BRÜSSEL (CW) - Die Negativschlagzeilen um Global One reißen nicht ab. Nur 16 Monate nach seinem Amtsantritt hat nun der Vorstandsvorsitzende des Joint-ventures zwischen der Deutschen Telekom, France Télécom und Sprint, Gary Forsee, gekündigt.

Das Gemeinschaftsunternehmen der drei Carrier, das an multinationale Konzerne TK-Services rund um die Erde vermarktet, kommt nicht zur Ruhe. Nachdem Global One zunächst erhebliche Probleme hatte, sein Diensteangebot auf die divergierenden Netztechniken der drei Partner abzustimmen sowie die unterschiedlichen Firmenkulturen zu harmonisieren, belastetet nun neuer Zwist das Konsortium. Der gescheiterte Versuch der Deutschen Telekom, mit der Telecom Italia zu fusionieren, hat zur Zerrüttung des Verhältnisses mit den Franzosen geführt. Ein Bruch, der offensichtlich nicht mehr zu kitten ist und sich auch auf Global One auswirkt.

Hinter den Kulissen brodelt es jedenfalls gewaltig. Unterdessen wird auch bereits laut über eine Veränderung der Gesellschafterstruktur nachgedacht. Die Übernahme des US-Carriers Sprint durch die Deutsche Telekom, über die heftig spekuliert wird, würde die Mehrheitsverhältnisse jedenfalls völlig verändern. Ein Ausstieg von France Télécom ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Angesichts der Stimmungslage im Unternehmen überrascht der Rücktritt von Forsee nicht. Der Manager, der zuvor bei Sprint für das Fernleitungsgeschäft verantwortlich zeichnete, war erst im Februar 1998 an die Spitze von Global One gewechselt. Auch ihm gelang es nicht, eine Kurskorrektur herbeizuführen. Nach wie vor schreibt das Unternehmen rote Zahlen, obwohl der Breakeven für 1999 angekündigt war und nun auf 2001 verschoben wurde. Experten bezweifeln jedoch, daß es Global One selbst bis zu diesem Zeitpunkt gelingt, die Gewinn- zone zu erreichen. Forsee sah diese Chance wohl nicht und kündigte seinen Rücktritt zum 16. Juli 1999 an.