Studie über E-Business bei mittelständischen Firmen

Vorsprung der US-Firmen im Web-Handel schwindet

07.01.2000
MÜNCHEN (CW) - In Sachen E-Business holt der europäische Mittelstand gegenüber den USA auf. Die Integration ihrer Lieferanten über das Internet treiben europäische Firmen sogar noch kräftiger voran als amerikanische. Zu diesem Ergebnis kommt das britische Marktforschungsunternehmen Mori Research in einer Studie.

Gut ein Zehntel der insgesamt 702 befragten Betriebe hält das Internet noch für völlig belanglos, und 40 Prozent bezeichnen es als nicht besonders wichtig, 41 Prozent hingegen als bedeutsam. Sieben Prozent denken sogar, nicht mehr ohne das Web auszukommen. E-Business definieren die Marktforscher als Geschäftsbetrieb über das Internet unter Einbeziehung von Kunden, Lieferanten, interner Kommunikation, Marketing- und Vertriebsmaßnahmen, Stellenausschreibung und Finanztransaktionen.

Im Rahmen der Studie, die von IBM und der schwedischen Softwareschmiede Intentia in Auftrag gegeben worden war, standen 200 US-Betriebe, jeweils 100 aus Großbritannien, Frankreich, Schweden sowie je 101 Betriebe aus Spanien und Deutschland Rede und Antwort. Mehr als die Hälfte der untersuchten Firmen sind Industrie- und Fertigungsunternehmen. Knapp ein Drittel sind Groß- und der Rest Einzelhändler. Der überwiegende Teil der befragten Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz zwischen 50 und 200 Millionen Dollar und zählt damit zum Mittelstand. Fast drei Viertel der Gesellschaften betreiben Geschäfte mit anderen Unternehmen. Nur 16 Prozent bedienen Konsumenten, 13 Prozent handeln mit beiden Kundengruppen.

Allerdings beurteilen die einzelnen Industriesektoren hüben wie drüben das Web nicht einheitlich. Während insgesamt 34 Prozent der Einzelhändler dem elektronischen Handel sehr große Bedeutung einräumen, sind es bei den Fertigungsbetrieben lediglich 22 Prozent.

Die Mehrheit der befragten Firmen ist bereits mit einer Website im Internet vertreten. Das Netz dient ihnen in erster Linie zur Kommunikation. 72 Prozent der Unternehmen nutzen das Internet, um für die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu werben.

Weniger verbreitet ist der elektronische Einkauf von Produkten und Dienstleistungen: 46 Prozent der befragten Unternehmen decken ihren Bedarf teilweise durch Online-Bestellungen ab. Hier allerdings haben die amerikanischen Firmen mit einem Anteil von 53 Prozent noch leicht die Nase vorn gegenüber den europäischen Mittelständlern, wovon nur 43 Prozent auf dem Online-Weg ordern.

Insgesamt 30 Prozent vertreiben ihre Produkte auch über das Internet, wobei dieser Trend in den USA stärker ausgeprägt ist als in Europa. Etwa ein Drittel der Firmen informieren auf ihren Websites über offene Stellen. Auch Finanztransaktionen sowie das Verwalten von Aktiendepots spielt eher eine untergeordnete Rolle, wobei auch hier die amerikanischen Firmen dies bereits deutlich häufiger tun.

Durchschnittlich 13 Prozent ihrer Verkäufe wollen die in der Mori-Studie befragten Unternehmen in ein bis zwei Jahren über das Internet abwickeln. Der Großhandel möchte 16 Prozent online erledigen, der Einzelhandel plant 13 und das verarbeitende Gewerbe elf Prozent ein. Heruntergebrochen auf einzelne Länder, bildet Deutschland mit sieben Prozent Vertriebsanteil via Internet das Schlusslicht; Großbritannien und die USA rangieren mit je 15 Prozent an der Spitze.

Nur ein Fünftel der Firmen erwartet vom Internet-Engagement höhere Vertriebserlöse. Primäres Ziel ist, die Geschäftsprozesse effektiver zu gestalten (44 Prozent) sowie den Kundenservice zu verbessern (ebenfalls 44 Prozent). Dieses Ziel verfolgen die Europäer sogar noch stärker als die Amerikaner. Die Erweiterung des Kundenstammes wünscht sich rund ein Drittel. Doch die Chance, neue Marktsegmente zu erobern, interessiert nur 17 Prozent, und auch der internationale Vertrieb reizt nur 14 Prozent der Unternehmen.

Obwohl die Steigerung der Effizienz einer der meistgenannten Gründe ist, streben lediglich 16 Prozent der Mittelständler eine Integration mit ihren Lieferanten an, wobei 21 Prozent der europäischen, doch überraschenderweise nur fünf Prozent der amerikanischen Firmen diesen Schritt gehen wollen. Nach Ansicht von 39 Prozent der Befragten hemmen Kunden und Lieferanten, die sich dem Internet noch verweigern, die Migration auf die Web-Technik im eigenen Unternehmen. Insbesondere die Franzosen (58 Prozent), Spanier (39 Prozent) und die Briten (43 Prozent) geben an, darunter zu leiden. Knapp ein Viertel der Manager sieht im Know-how-Mangel in ihrem Betrieb eine Barriere auf dem Weg zum elektronischen Geschäftsverkehr. Erst an dritter Stelle werden Sicherheitsbedenken ins Feld geführt.

Die Frage nach dem zu erwartenden Return on Investment (ROI) zählt wohl zu den schwierigsten, dies mussten auch die Marktforscher von Mori Research feststellen. Von den 702 Firmen wussten 22 Prozent nicht, was sie darauf antworten sollten, wobei die Unwissenheit bei den Firmen in Europa überwiegt.

Rund ein Drittel aller befragten Unternehmen rechnet mit einem ROI von weniger als zehn Prozent in ein bis zwei Jahren. Für ein Viertel der Manager liegt der Wert zwischen elf und 25 Prozent. Die Erwartungen deutscher Firmen sind mit 15 Prozent ROI eher bescheiden im Vergleich zu Unternehmen aus Großbritannien, die jeweils 23 Prozent für möglich erachten. Noch optimistischer sind die spanischen Betriebe mit 24 Prozent. Die US-Companies erhoffen sich einen Return on Investment von 27 Prozent.