Ehrgeizige Sportler

Vorsicht vor typischen "Wii-Verletzungen"

24.04.2009
Von pte pte
Die Nintendo-Konsole Wii lässt nicht nur die Kassen klingeln, sondern sorgt auch immer wieder für kuriose Meldungen über Verletzungen. Einige Casual Sportler muten sich zu viel zu.

Mit der gesteigerten Popularität von Spielen wie "Wii Fit" mehren sich die "Unfälle" in den Wohnzimmern der Nutzer. Wie die "New York Times" berichtet, sprechen inzwischen sogar Ärzte von der Behandlung typischer "Wii-Verletzungen". Dazu zählen unter anderem Schmerzen in der Schulter, in den Knien oder Gelenken. Vor allem ungeübtere, mitunter ältere User seien von den Sportverletzungen vor dem Bildschirm betroffen. Während Fitness-Games, bei denen virtuell Ski gefahren, Tennis oder Golf gespielt wird, grundsätzlich einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben, scheinen die damit verbunden Verletzungen - wenngleich sie nicht die Regel sind - für die Wii fast zu einer Art Markenzeichen zu werden.

Mediziner wie William N. Levine, Direktor der Sportmedizin am Columbia University Medical Center, haben eine relativ simple Erklärung für die zunehmenden Meldungen über Wii-Verletzungen. "Skateboarden, Snowboarden, egal was. Man muss nur den neuesten Trend anschauen und es sind immer jede Menge spezieller orthopädischer Verletzungen damit verbunden", so Levine. Da sich die Nintendo-Konsole großer Beliebtheit erfreut und die Verkaufszahlen weiter klettern, werden auch die Unfälle beim Spielen häufiger. Immerhin wurden allein in den USA im vergangenen Jahr mehr als zehn Millionen Wii-Konsolen verkauft und 6,5 Millionen Stück des Fitness-Games Wii Fit. "Wenn man die Bedienungsanleitung beachtet, kann eigentlich nichts passieren. Verletzungen können grundsätzlich immer und überall passieren", kommentiert Nintendo-Sprecher Gerald Kossaer die gelegentlichen Unfälle gegenüber pressetext. Derzeit komme es vielmehr dazu, dass Einzelfälle medial aufgebauscht würden, als dass es ein tatsächliches Problem mit der Konsole oder den Spielen gebe.

Die Wii konnte Massen von Konsumenten ansprechen, die nicht zu der typischen Gamer-Community zählen, und hat mit ihrer innovativen Fernbedienung und einer großen Zahl an Familien- und Sport-Spielen mehr physische Aktivität in das Gaming gebracht. Gleichzeitig sorgte die Konsole beziehungsweise der Controller von Anfang an für ungewollte Zwischenfälle. So gingen aufgrund eines Produktionsfehlers zunächst zahlreiche Fernseher und Einrichtungsgegenstände zu Bruch, weil die Wii-Fernbedienung sich bei heftigen Bewegungen vom Handgelenk löste. Der Fehler wurde zwar korrigiert, Gelenksschmerzen aufgrund der untypischen Controller-Handhabung sind bei dem ein oder anderen User jedoch geblieben.

Die Wii verfolge ein großartiges Konzept, indem sie Nutzer aktiv fordere, so Brian Halpern, Sportmediziner im New Yorker Hospital for Special Surgery. Weniger toll sei jedoch, dass man sich im Spielen verliere und Körperteile überanspruche, die lange nicht mehr in dieser Weise trainiert worden sind. Zu wirklich ernsthaften Verletzungen führt das exzessive Wii-Spielen nicht. Es gibt laut Halpern jedoch zwei typische Beschwerden. Einerseits komme es zu traumatischen Verletzungen wie verdrehten Knien oder verstauchten Gelenken. Andererseits gebe es aber auch Stresssymptome, die jedoch schlichtweg auf zu langes Spielen zurückzuführen seien. Ein grundsätzliches Problem ortet der Mediziner darin, dass viele Nutzer bei der Handhabung des Controllers beziehungsweise der Ausübung der einzelnen Sportgames übertreiben und nicht realisieren, dass etwas ein Ausholen mit dem ganzen Arm zum Spielen gar nicht erforderlich ist. (pte)