Personalmanagement

Vorsicht: Ihre Mitarbeiter wollen weg!

13.06.2008
Die Frustration gerade der Hochqualifizierten wächst. Sie identifzieren sich nicht mehr mit ihren Unternehmen und machen Dienst nach Vorschrift. Meistens sind die Vorgesetzten schuld.

Alle Führungskräfte sagen es und fast alle bekommen es in Varianten von Vorstand und Geschäftsführung immer wieder zu hören. Das klingt dann so: "Der Erfolg unseres Unternehmens ist der Erfolg unserer Mitarbeiter." Oder: "Wir sind nur so gut wie unsere Mitarbeiter." Oder: "Unser wichtigstes Kapital sind unsere Mitarbeiter." Aber leider meint solche Aussagen kaum einer ernst. Sie werden als wohlfeile Lippenbekenntnisse in Unternehmensversammlungen, Jahreshauptversammlungen, Jubiläumsfeiern oder sonstigen Sonntagsreden immer wieder gebracht, aber nicht gelebt.

Schon im vergangenen Jahr trugen sich viele Angestellte mit Kündigungsgedanken. Offensichtlich verstärkt sich der Trend in diesem Jahr sogar noch.
Schon im vergangenen Jahr trugen sich viele Angestellte mit Kündigungsgedanken. Offensichtlich verstärkt sich der Trend in diesem Jahr sogar noch.
Foto: Stepstone Deutschland

Vermutet haben wir das immer schon, aber eine neue Studie vom Institut für Mittelstandsforschung der Universität Lüneburg, der Personalberatung Hapeko und der Jobbörse Stepstone belegt, dass 70 Prozent aller Hochqualifizierten ihren derzeitigen Arbeitgeber innerhalb der nächsten zwei Jahre verlassen wollen. Darüber berichtete die Süddeutsche Zeitung am vergangenen Freitag (SZ Nr.136 Seite 18). Als häufigster Grund wird hoher Leistungsdruck genannt. Außerdem sehen sich viele der 1650 befragten hochqualifizierten Mitarbeiter unter ihren Möglichkeiten eingesetzt. Ebenfalls Wasser auf die Mühlen der Frustrierten gießen dürften die Ergebnisse des Arbeitsklima-Barometers 2008, das jährlich vom Ifak-Institut herausgegeben wird. Demnach fühlen sich nur noch zwölf Prozent der 2000 befragten Mitarbeiter ihrem Unternehmen verpflichtet und arbeiten engagiert (Vorjahr 15 Prozent). 64 Prozent machen Dienst nach Vorschrift und innerlich gekündigt haben bereits 24 Prozent (Vorjahr: 22 Prozent).

Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Foto: Christoph Witte

Diese Werte spiegeln zwar die Einstellung aller Mitarbeiter wider und sind nicht auf IT-Abteilungen fokussiert, dennoch gibt es keinen Grund dafür, die IT-Organisationen als Ausnahme zu betrachten. Sie dürften in gleichem Maße betroffen sein. Damit also CIOs nicht als die Letzten das Licht in ihren Abteilungen ausknipsen müssen, sind Gegenmaßnahmen gegen den Generalfrust mehr als angesagt. IT-Chefs könnten natürlich jetzt mit Hilfe der Personalabteilungen gegensteuern, einschlägige Berater ins Haus holen, hochtrabende Personalentwicklungsprogramme aufsetzen oder sich einfach auf den Standpunkt stellen, dass sie die falschen Mitarbeiter haben, aber empfehlenswert ist das alles nicht. Der letzte Vorschlag macht sehr schnell sehr einsam und die anderen Maßnahmen bewirken erfahrungsgemäß keine nachhaltigen Veränderungen. Das Einzige, was wirklich hilft, ist so einfach wie schwierig: Respekt und Vertrauen. Nur wenn Mitarbeiter merken, und dafür haben sie einfach einen sechsten Sinn, dass sie als Personen geschätzt und nicht nur als Zahnräder eines großen Getriebes betrachtet werden, sind sie bereit, sich auch emotional zu engagieren, sich also selbst zu motivieren. IT-Verantwortliche sollten sich da durchaus selbst als Beispiel nehmen. Dass, was sie froh macht - Erfolg, Vertrauen, Lob, Respekt vor der persönlichen Leistung, Anerkennung - das macht auch ihre Mitarbeiter glücklich.

Weitere Meinungsbeiträge und kurze Analysen finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu