E-Mail-Präsentation in Hannover integriert Telex und Telefax:

Vorschußlorbeeren für den X.400-Durchbruch

18.03.1988

FRANKFURT (bi) - Zwar ohne eigene Anlaufstelle, dafür aber auf insgesamt 14 Messe-Ständen ist in diesem Jahr in Hannover die X.400-Initiative mit E-Mail-Anwendungen vertreten. Den "Durchbruch" dieses internationalen Standards so war kürzlich in Frankfurt zu vernehmen, erwarten einige Repräsentanten der X.400-Gruppe, die inzwischen weltweit 37 "Mitglieder" zählt. noch in diesem Jahr.

Die lockere Anbieter-Formierung, die sich die Förderung des elektronischen Mitteilungsdienstes auf der Basis dieses vom CCITT in einem Regelwerk formulierten Standards auf die Fahnen geschrieben hat, vertritt in der Bundesrepublik inzwischen rund 60 Prozent der installierten Computerleistung, wie Wolfgang Thury, Geschäftsführer der Softlab GmbH, München, feststellte. Der Optimismus der in Frankfurt aufgetretenen X.400-Protagonisten stützt sich unter anderem auf die steigende Zahl der X.400-Produkte (Übersicht in der nächsten CW), ferner die Installation von X.400-Diensten im Deutschen Forschungsnetz sowie die noch für dieses Jahr vorgesehene Einführung eines öffentlichen X.400-Dienstes in Frankreich.

Die neue Version des Standards, die ebenfalls für dieses Jahr ansteht, werde den "Durchbruch" nicht verhindern, da die alte mit der neuen durchaus "spielen" könne, versicherte X.400-Spezialist Ulf Beyschlag, ebenfalls Softlab, kritischen Fragern. Das derzeitige Marktpotential wurde auf zirka 2 Millionen Endgeräte beziffert, davon 1,3 Millionen Terminals und 750 000 Workstations. Die Kosten für die Implementation belaufen sich Beyschlag zufolge auf zirka 1000 Mark pro Nutzer, wenn man von zirka 5000 Mark Softwarekosten für ein Mehrplatzsystem ausgeht. Ein Anwendungspotential sei unter anderem zu sehen in den zahlreichen derzeitigen Offline-Schnittstellen - zum Beispiel bei Gehaltsabrechnungen - die in Online-Schnittstellen umgewandelt werden könnten.

Auf die Tatsache, daß derzeit die X.400-Implementierungen in unterschiedlichen Firmengruppen noch divergieren, verwies Bernhard Hegenbarth, der X.400-Verantwortliche der IBM, Deutschland. Man müsse die Installationen noch gegeneinanderlaufen und sich entwickeln lassen.

Zur diesjährigen Hannover-Messe wird die X.400-Initiative getragen durch AT&T, CAP, DEC, Deutsche Bundespost, Hewlett-Packard, IBM, NCR, Nixdorf, Olivetti, Philips, Retix, Siemens, SPAG, Sun-Microsystems, Systems Designers, Triumph-Adler und Tandel Computers. Der Schwerpunkt der Präsentationen liegt bei der "Interkommunikation" zwischen den verschiedenen Mitteilungssystemen, wobei Telex und Telefax mit einbezogen werden. Erklärtes Ziel sei es, alle herkömmlichen Telematik- und elektronischen Postdienste in eine weltweite X.400-Infrastruktur zu integrieren.