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Entwarnung für das Pentagon

Vorerst keine neuen Enthüllungen bei Wikileaks

19.10.2010
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat angekündigt, vorerst keine brisanten Geheiminformationen über den Irak-Krieg zu veröffentlichen.

Tagelang haben Medien in aller Welt über eine angeblich zum Wochenbeginn geplante Veröffentlichung von neuen Geheimdokumenten auf der Internet-Plattform WikiLeaks berichtet. Jetzt aber teilte Projekt-Gründer Julian Assange im Internet mit, die Berichte seien falsch und WikiLeaks kündige Veröffentlichungen auch nicht vorher an. Am Dienstag war die Website von WikiLeaks gar nicht zu erreichen, was die Betreiber mit technischen Wartungsarbeiten begründeten.

Die Medienberichte seien alle auf eine Fehlinformation eines Blogs des amerikanischen Magazins "Wired" zurückzuführen, erklärte Assange. Und "Wired" sei "ein bekannter Gegner und Verbreiter von allen möglichen Falschinformationen über WikiLeaks". Hintergrund sei die Kritik von WikiLeaks an "Wired" nach der Festnahme des US-Gefreiten Bradley Manning. Die US-Streitkräfte ermitteln gegen Manning, dem vorgeworfen wird, militärische Dokumente an WikiLeaks weitergeleitet zu haben.

Nach den Medienberichten teilte das Pentagon mit, es habe eine 120 Mann starke Taskforce für den Umgang mit möglichen WikiLeaks- Veröffentlichungen gebildet. "Wir überprüfen die Dokumente in unseren Datenbanken, was davon Gegenstand der Veröffentlichung sein könnte", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Major Chris Perrine, am Montag in Washington. Ziel der Taskforce sei es, "die möglichen Auswirkungen" zu ermitteln, wenn Wikileaks die Militärakten ins Internet stellen sollte.

WikiLeaks hat im Juli mit der Veröffentlichung von mehreren zehntausend Militärunterlagen zum Afghanistan-Krieg für Aufsehen gesorgt. Zuvor hatte das Portal ein Militärvideo zu einem Luftangriff im Irak ins Netz gestellt, auf dem zu sehen war, wie Soldaten mehrere Zivilisten töten.

Die schwedische Einwanderungsbehörde lehnte unterdessen den Antrag des Australiers Assange auf eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung ab. Assange hatte den Antrag im August gestellt, kurz danach wurde gegen ihn in Schweden wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung ermittelt. Der Internet- Aktivist hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und sie als ein Komplott bewertet, um ihn mundtot zu machen. (dpa/ajf)