Das Risiko Überspannung und seine Folgen:

Vorbeugen ist besser als Schaden beheben

29.03.1985

Die Abhängigkeit von moderner Elektronik wie Datenverarbeitung, digitale und analoge Kommunikation, wächst ständig. Ausfälle dieser Systeme werden rasch zu einer existenzbedrohenden Situation. Ersatzrechner und Containersysteme sind meist zu kostspielig, Versicherungen decken oft nicht das gesamte Risikospektrum ab.

Überspannungsspitzen entstehen durch Induktionswirkungen indirekter Blitze, Schaltvorgänge im Netz oder beim Schalten induktiver Lasten wie Motoren, Generatoren, Schweißtransformatoren oder Fahrstühlen. Indirekte Blitze sind Entladungen in der Entfernung, beispielsweise von Wolke zu Wolke. Sie induzieren die gefährlichen Überspannungen selbst in unterirdisch verlegte, abgeschirmte Kabel und in Gebäude mit ordnungsgemäß installierten Blitzableitern.

Moderne Elektronik braucht mehr als äußeren Blitzschutz nach VDE 0185, sie benötigt speziell konstruktive Überspannungsschutzgeräte, wie sie seit neuestem auf dem Markt sind.

25 Gewittertage

Diese Geräte wurden mit Mitteln des Ministers für Forschung und Technologie entwickelt und ermöglichen nunmehr den Schutz nachgeschalteter Anlagen und Geräte vor den zerstörerischen Wirkungen der Überspannungsspitzen und Ströme. Sie erfassen die Störungen in milliardstel Sekunden und leiten sie zur Erde ab. Diese neuartigen Geräte benötigen keine Stromversorgung und sind immer wieder einsatzbereit, ohne daß beispielsweise Sicherungen ausgetauscht werden müßten.

Die Wetterkarte der Bundesrepublik Deutschland zeigt im Mittel etwa 25 Gewittertage im Jahr, in denen die gefürchteten Überspannungen auftreten können. Eine einzige Schwachstrom-Anlagenversicherung (nach neuester Benennung

"Elektronikversicherung") hat im letzten Sommer allein im Sauerland über 500 Schadensfälle durch indirekte Blitzeinwirkungen regulieren müssen, aus Österreich werden im Jahre 1982 über 40 000 Fälle registriert.

Einige Versicherungen gehen inzwischen dazu über, im Wiederholungsfalle von Überspannungsschäden den Versicherungsschutz zu versagen oder Verträge zu kündigen wenn nicht geeignete Überspannungsschutzgeräte eingebaut werden.

Schutz durch Versicherungsverträge

Mit der Elektronikversicherung sind die Sachschäden durch externe Ereignisse wie Überspannungen abgedeckt, nicht jedoch die Folgeschäden, die ein Mehrfaches der Sachschäden in der Regel ausmachen und Betriebe bis an den Rand des Ruins bringen können, oder zumindest die Liquidität des Unternehmens stark einschränken.

Entsprechende Versicherungsverträge für die Absicherung der Folgeschäden sind relativ teuer, außerdem lassen sich nicht alle Folgeschäden versicherungstechnisch absichern.

Da viele Versicherungsnehmer in der Vergangenheit auch verschleißbedingte Reparaturen von der Versicherung finanzieren ließen, wurde zur Abgrenzung Versicherung/Wartungsleistung die Klausel 656 eingeführt. Diese Klausel schließt im Regelfall den inneren Betriebsschaden aus, falls dieser Schaden nicht durch ein von außen auf die versicherte Sache einwirkendes versichertes Ereignis verursacht wurde. Dazu zählt insbesondere der Austausch von Bauelementen, Baugruppen und Bauteilen. Der Versicherungsnehmer hat im Schadensfalle die Beweispflicht, daß die Schadensursache von außen gekommen ist - ein Beweis der insbesondere bei Überspannungen oftmals schwer zu erbringen ist.

Schutz gegen Überspannungsschäden und ihre teuren Folgekosten bietet deshalb die Installation von Überspannungsschutzgeräten. Einige DV-Hersteller haben die Situation inzwischen erkannt und bieten mit ihren Anlagen moderne Schutzgeräte an.

Auch die Beweisführung bei nicht unerheblichen Schadensfällen wird vereinfacht. Dazu kommt die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, Vermögensschäden vorsorglich zu vermeiden.

Es ist vorhersehbar, daß bei der heutigen Technologie die Ergänzung der DV-Anlagen mit Schutzgeräten auch von der Versicherungswirtschaft gefordert wird. Schon heute honorieren einige Versicherungsgesellschaften das Vorhandensein entsprechender Schutzeinrichtungen mit Prämiennachlässen.

Versicherungen honorieren die Schutzeinrichtungen

Die Telem GmbH aus Witten hat ihre Produktlinie Protectronic für den Schutz moderner Elektronik gegen Überspannungsspitzen entwickelt. Die Entwicklungsarbeiten

hierzu wurden vom Bundesminister für Forschung und Entwicklung gefördert.

Diese Schutzgeräte lassen sich auch nachträglich in bereits installierte Anlagen einsetzen und eignen sich sowohl für den Schutz von Datenleitungen als auch Netzversorgungsleitungen. Die Geräte sind schnittstellenkompatibel und lassen sich deshalb, in der Regel durch einfaches Zusammenstecken der bereits vorhandenen Normstecker installieren.

Neben verschiedenen Netzschutzgeräten gibt es Schutzgeräte für Signal- und Datenleitungen mit V.24-, RS422-, Koax-, Twinax- und TTY-Schnittstellen um nur einige zu nennen.

Damit lassen sich die nachfolgend aufgeführten Anlagen in optimaler Weise schützen:

-DV-Anlagen und -Peripherie

-Telekommunikationsgeräte und -systeme

-Geräte und Anlagen der Bürotechnik

-Medizinische Technik

-Fernsprechanlagen in analoger und digitaler Technik

-Gefahrenmeldesysteme/Überwachungsanlagen

-Meß/Steuer/Regelsystem und Geräte

-In-house-Netze und daran installierte Geräte

-Laborgeräte

-Zeiterfassungssysteme

-Fernsehanlagen für industrielle und gewerbliche Zwecke

Es gibt zwei Trends in heutigen informationsverarbeitenden Systemen, die beide das Risiko Überspannung ständig vergrößern: den Trend zur Dezentralisierung und die Entwicklung, diese Systeme Online zu betreiben.

Der erste Trend erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß Überspannungen vom System eingefangen werden und das ganze System zur gleichen Zeit ausfallen können. Die zweite Entwicklung vergrößert das Risiko insbesondere der Folgekosten, die die Substanz eines Unternehmens gefährden können. Die gemeldeten Schäden nehmen tatsächlich sowohl in ihrer Zahl, als auch in ihrer Höhe beängstigend zu.

Es ist deshalb eine Aufgabe des Managements, dieses Problem zu analysieren und das Problem im Sinne des Risk-Managements in den Griff zu bekommen. Die Vorteile moderner Elektronik und die Entscheidung für solche Systeme könnten sich sonst schnell in fatale Fehlentscheidungen verkehren.

Informationen: Telem GmbH, Haldenweg 10, 5810 Witten, Tel.: 0 23 02/2 40 26.

*Dr. Wolf-Dieter Oels ist Geschäftsführer der Telem GmbH, Bernhard Stahl arbeitet als Geschäftsstellenleiter bei einer Elektronikversicherung.