Krisen-Management/Kommentar

Vorbeugen ist besser

30.10.1998

Vor wenigen Tagen kursierte eine Meldung, die all denen gefallen haben dürfte, die immer schon wußten, daß Analysten und Medien doch nur übertrieben haben: "Jahr-2000-Aufwand gemeinhin überschätzt?" betitelte Debis eine Mitteilung über eine eigene Anwenderbefragung. Derzufolge verbrauchen 80 Prozent der deutschen Großunternehmen im laufenden Geschäftsjahr maximal ein Zehntel ihres DV-Budgets für die Jahreszahlenumstellung, die Hälfte der DV-Leiter kommt sogar mit nur fünf Prozent ihres Etats aus.

Dabei hatte kurz vor dieser Debis-Meldung die Gartner Group mit ganz anderen Zahlen das Publikum erschreckt. 29 Prozent der DV-Kosten gingen weltweit zur Zeit durchschnittlich für Umstellungsaufwendungen drauf, im letzten Jahr vor dem magischen Datum würden es gar 44 Prozent sein.

Ein Widerspruch par excellence? Nur scheinbar, denn die Gartner Group hat auch erklärt, daß 1997 der Etatanteil für das Problem 2000 nur fünf Prozent betragen habe und deutsche Unternehmen bei seiner Bewältigung selbst im europäischen Vergleich spät dran seien. In Wirklichkeit bestätigen die Zahlen von Debis also nicht jene, die Endzeitstimmung und Marketing-Hype kritisieren, sondern die vermeintlichen Panikmacher, die vor Ignoranten warnen.

Dieses Beispiel zeigt, daß sich Zahlen, wenn man oberflächlich mit ihnen hantiert und sie in der Folge fehlinterpretiert, leicht dazu mißbrauchen lassen, Risiken klein zu reden. Welche Gefahren in welchem Umfang oder mit welcher Wirkung von zweistelligen Jahreszahlen in Soft- und Hardware ausgehen, kann niemand genau sagen. Alles ist möglich, manches wahrscheinlich. Eine vage Kalkulation hat aber schon zu oft prophylaktisches Handeln verhindert. Dabei wäre Vorbeugen immer noch das beste Krisen-Management.