Die Dienstleistungspalette der Deutschen Bundespost:

Vor den Dateldiensten steht die Selbstanalyse

21.08.1981

Unter der Bezeichnung Dateldienste bietet die Deutsche Bundespost (DBP) für Datenfernverarbeiter Dienstleistungen an, deren Unübersichtlichkeit schon viele Anwender vor Rätsel stellte. In seinem Beitrag versucht nun Hans Ulrich Metzger *, etwas Licht in das Dickicht der einzelnen Datenübertragungsalternativen zu bringen.

Zunächst muß der Anwender seine eigenen Gegebenheiten analysieren, bevor er das Dienstleistungsangebot der DBP prüfen kann. Bezüglich der eigenen Umwelt stellen sich für ihn daher Fragen, ob bereits eine EDV-Ausrüstung vorhanden ist, die geplante Zahl der Datenstationen und ihre Entfernungen, ob die Schnittstelle der Hersteller zu den einzelnen DBP-Netzen paßt, wie hoch die monatlichen Kosten der geplanten EDV-Installation sind und Art, Umfang und Zeit der zu übertragenden Daten.

Erst nach dieser Analyse kann der Wert der Post-Dienstleistungen für den Anwender gemessen werden.

DÜ über das öffentliche Fernsprechnetz: Das Fernsprechnetz ist hinsichtlich der qualitativen Anforderungen für die Datenübermittlung nur bedingt geeignet (geringe Fehlersicherheit, lange Verbindungsaufbauzeiten). Eine niedrige Einstiegskostenschwelle, vorteilhafte Fernmeldegebühren und ein umfassendes Angebot an Datenübermittlungsgeschwindigkeiten bis 4800 Bit pro Sekunde machen die Mitbenutzung des Fernsprechnetzes für die Datenübermittlung - besonders in Fällen mit sehr geringem Verkehrsaufkommen - trotzdem sehr attraktiv. Der weitere Ausbau des Dienstleistungsangebotes für die Datenübermittlung wird mit dem Ziel betrieben, auch dem einfachen Telefonbenutzer Möglichkeiten zur Dateneingabe zu eröffnen.

DÜ über das öffentliche Telexnetz: Das Telexnetz bietet für die meisten Datenübertragungsanwendungen keine ausreichende Geschwindigkeit. Ferner ist die Gebührenstruktur für Zwecke der Datenübertragung nicht optimiert.

DÜ über das öffentliche Direktrufnetz: Im Direktrufnetz sind alle gebräuchlichen Datenübertragungsgeschwindigkeiten über feste, Verbindungen verfügbar. Die einzelnen Verbindungen können individuell zu komplexen Anwender-Datennetzen verknüpft werden. Besondere Netzbausteine erleichtern diese Verknüpfungen. Die Einstiegskostenschwelle ist naturgemäß recht hoch, ebenso die laufenden Gebühren. Durch die Netzoptimierung lassen sich trotzdem für viele DV-Konzepte vorteilhafte Gesamtkosten erzielen, so daß heute mehr als die Hälfte aller an öffentliche Netze angeschlossenen Datenstationen an das Direktrufnetz angeschlossen sind.

Sowohl das Datex-L- als auch das Datex-P-Netz besitzen eine niedrige Einstiegskostenschwelle. Die Datenübertragungsgeschwindigkeiten entsprechen den standardisierten, auch in den Datenendeinrichtungen verwandten Übertragungsgeschwindigkeiten. Es werden Leistungsmerkmale geboten, die den Wünschen der Datenfernverarbeiter entgegenkommen und manche Anwendung erst ermöglichen. Die Fernmeldegebühren sind durch auf die Bedürfnisse der Datenübertragung abgestimmte Gebührenstrukturen bei vielen Anwendungen niedrig. Wegen dieser Vorteile sind die Datex-Dienstleistungen besonders für Anwender mit geringem und mittlerem Verkehrsaufkommen von Interesse.

Datex-L: Das leitungsvermittelte Datex-Netz stellt sich nach dem Verbindungsaufbau gegenüber dem Endgerät wie eine Direktrufverbindung dar: Nach der Durchschaltung ist die Leitung ausschließlich für die miteinander verbundenen Endgeräte reserviert.

Im Datex-L-Netz werden Datenübertragungsgeschwindigkeiten bis 9600 Bit pro Sekunde angeboten. Die vollelektronische Technik ermöglicht Leistungsmerkmale wie Teilnehmerbetriebsklasse, Gebührenübernahme durch die gerufene Station, Direktruf, Kurzwahl. Die Struktur der Verbindungsgebühr erfüllt die besonderen Forderungen der Datenübertragung: Im Gegensatz zum Fernsprechnetz haben die Zeittakte für die Gebühreneinheit keine unterschiedliche von den jeweiligen Randbedingungen abhängende Länge, sondern es gibt Zeittakte einheitlicher Länge, die unterschiedlich tarifiert werden. Die Verbindung wird auf die Zentelsekunde genau erfaßt und kann auch bei den teilweise nur im Sekundenbereich liegenden Verbindungsdauern genau entsprechend ihrer Länge abgerechnet werden. Eine weitgehende Standortunabhängigkeit wird dadurch erreicht, das nur noch nach Regional- und Fernzone als Entfernungskriterium unterschieden wird. Für Stapelverkehr und Kurzverbindungen bringt der Datex-L-Dienst daher gute Voraussetzungen mit.

Datex-P: Beim paketvermittelten Datex-Netz werden die zu versendenden Daten als Datenpakete definierter Länge vom Endgerät an die erste Vermittlungsstelle("Netzknoten") gesendet. Die Datenpakete werden hier für wenige Augenblicke zur Auswertung der Zielinformation zwischengespeichert, um dann unter Umständen nach dem Durchlaufen noch weiterer Vermittlungsstellen zum Ziel zu gelangen. Der auf dieser Technik basierende. Datex-P-Dienst wurde am 26. August 1981 ein Jahr alt. Zu diesem Zeitpunkt geht auch der Probebetrieb in den Wirkbetrieb über, das heißt, daß dann auch die vollen Gebühren zu zahlen sind. Der Datex-P-Dienst hat folgende Eigenschaften: Mehrfachnutzung der Anschlußleitungen, Geschwindigkeitswandlung, feste und gewählte virtuelle Verbindungen, Anpassungsdienste für unterschiedliche Datenübertragungssteuerungsverfahren, verkehrsmengenorientierte Gebührenstruktur, Nutzung des Dienstes über Hauptanschlüsse oder andere öffentliche Wählnetze.

Diese Haupteigenschaften eröffnen neue Bereiche von Anwendungen. Das Transportverfahren und die zusätzlichen Anpassungsdienste sind die Voraussetzungen für den Aufbau offener Kommunikationsdienste und Rechnerverbundnetze. Das Dienstleistungsangebot umfaßt Hauptanschlüsse mit Geschwindigkeiten bis zu 48 000 Bit pro Sekunde sowie Zugänge aus dem öffentlichen Fernsprechnetz und dem öffentlichen leitungsvermittelten Datex-L-Netz.

Aufgrund dieser Eigenschaften ist der neue Dienst für Rechnerverbundnetze und Dialoganwendungen, insbesonders auch solche mit Kompatibilitätsdienstleistungen geeignet.