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Vor dem Aus: Audiokassette verliert letzte Käufergruppen

10.08.2007
Von pte pte
Die Audiokassette hat den Konkurrenzkampf mit der CD am Musikmarkt bereits vor Jahren verloren, ist bei speziellen Käufergruppen jedoch noch immer beliebt "Die Wahrheit ist, dass alte Technologie durch neue Technologie nicht sofort vollständig ersetzt wird" , sagt Daryl Chapelle, General Manager von Lenco-PMC, dem letzten Audiokassetten-Hersteller Nord-Amerikas, gegenüber der Los Angeles Times.

Während das Medium im Musikbereich tatsächlich tot sei, biete die Kassette für Hörbücher große Vorteile. Vor allem für Blinde und Sehbehinderte seien sie leichter zu handhaben als CDs. Doch vieles deutet daraufhin, dass die Musikkassette auch diese letzte Nische verlieren wird. "Hörbücher auf Musikkassetten gehören der Vergangenheit an", meint Volker Lenk, Sprecher des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands, im pressetext-Interview. Einfache Bedienbarkeit, lange Haltbarkeit und niedrige Preise gelten als Vorteile der Audiokassette. Für Blinde hat das Medium einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Im Gegensatz zu CDs funktionieren Kassetten, die mittels Blindeschrift markiert sind, problemlos. Mit dem speziellen CD-Format DAISY, das bei Navigation und Speicherplatz überlegen sei, habe sich mittlerweile jedoch ein geeigneter Ersatz für die Zielgruppe gefunden, erklärt Lenk. Auch auf Produzentenseite hat man die Audiokassette abgeschrieben. Der deutsche Hörverlag bietet Hörbücher neuerdings im MP3-Format an - Kassetten sind zwar noch in Restbeständen vorhanden, werden allerdings nicht mehr nachproduziert. Hersteller wie TDK haben das Medium seit längerem ersatzlos aus dem Portfolio gestrichen.

Im Jahr 1990 wurden in den USA 442 Millionen Musikkassetten verkauft - im vergangenen Jahr waren es lediglich 700.000 Stück. Trotzdem hält Steve Stepp, Präsident der Firma National Audio, die Kassette noch immer für "das vielseitigste, widerstandsfähigste und wirtschaftlichste Aufnahmematerial". "Man kann einen Kassettenspieler mitten im Dschungel oder in der Wüste auspacken und er funktioniert", so Stepp. Nichtsdestotrotz scheinen die Tage des Mediums endgültig gezählt: Auch Lenco-PMC macht nur noch fünf Prozent seines Umsatzes mit Audiokassetten - bereits vor Jahren wurde auf die Produktion von CD- und DVD-Hüllen umgesattelt. Die Audiokassette wurde in den 1980er Jahren - mehr als 15 Jahre nach ihrer Einführung - durch die Erfindung des Walkmans besonders populär. Den Höhepunkt erreichte das Medium im Jahr 1994, als in den USA 438,9 Millionen leere Kassetten verkauft wurden. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir jemals wieder ein Produkt sehen, dass sich so lange in der Industrie hält", meint Charles van Horn, Präsident der amerikanischen Content Delivery Group. (pte)