Von Wolfsburg in die Welt

08.11.2006
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

CW: Sie wollen die Konzernstrukturen verändern? Wie dürfen wir das verstehen?

MÜHLECK: Es geht darum, den Prozessgedanken bereichsübergreifend voranzutreiben, also Strukturen und Systeme zu optimieren, Standards zu setzen und Synergien auszunutzen. So wollen wir für die wichtigsten Kernprozesse des Unternehmens - den Produktprozess, den Kundenauftragsprozess, den "Serviceprozess vor Kunde" sowie den Bereich der strategischen und unterstützenden Prozesse - konzernweit einheitliche Standards setzen. Gleiche Geschäftsprozesse müssen weitgehend identisch sein. Deshalb sind sie auch konzernweit aus einer Hand zu definieren.

CW: Sie streben offenbar eine zentrale Steuerung der IT an. Inwiefern wird sich das auch auf die Budgets auswirken?

MÜHLECK: Die IT-Verantwortung ist und bleibt zwischen Konzern und Marken verteilt. Wir steuern zwar die Budgets, aber wir besitzen sie nicht. Immerhin haben wir einen Kulturwandel erreicht: Bis vor drei Jahren wurden die Projekte vor Ort entschieden, heute gibt es eine zentrale Governance - sozusagen von Wolfsburg in die Welt. Wir haben hier allein in der ersten Hälfte dieses Jahres 17 Leute ausgebildet, die jetzt in der ganzen Welt die lokalen IT-Verantwortlichen unterstützen. Sie bilden auch die Schnittstelle zwischen der Konzernzentrale und den Landesgesellschaften. In Sachen Standardisierung ist VW sehr weit fortgeschritten, was sich in geringen IT-Kosten niederschlägt. Beispielsweise haben wir allein durch die Vereinheitlichung unserer Printer-Landschaft 60 Prozent der Druckkosten eingespart. Wir sind ein Benchmark - nicht nur innerhalb der Branche.

CW: Aber wie vertragen sich Standardisierung und Innovation?

MÜHLECK: In den Backend-Funktionen können wir ruhig dasselbe machen wie alle anderen. Bei den Prozessen am Kunden-Frontend hingegen müssen wir innovativ sein. Zu entscheiden, wo wir innovativ sein wollen und wo wir besser standardisieren, erfordert allerdings manchmal einen regelrechten Spagat.

CW: Dem Vernehmen nach räumen Sie auch ihre Anwendungslandschaft gewaltig auf. Beziehungsweise Sie gestalten Sie um - auf der Grundlage einer Service-orientierten Architektur. Auf welchen Standard setzen Sie hier?

MÜHLECK: Auf unseren eigenen. Wir nutzen keine Monopolplattform - beispielsweise eine reine Oracle-, SAP- oder IBM-Plattform. Und wir wollen auch keine SAP- oder IBM-SOA. Wir setzen sowohl Websphere als auch Netweaver und .NET ein. Die Integration der Services überlassen wir den Anbietern.