Von Wolfsburg in die Welt

08.11.2006
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Mit Klaus-Hardy Mühleck, IT-Chef der Volkswagen AG, sprach CW-Redakteurin Karin Quack.

CW: Sie gelten als der Prozesspapst unter den CIOs. Wie kam es zu dieser Vorliebe?

MÜHLECK: Prozesse stehen für die Vernetzung von Funktionen - nicht mehr und nicht weniger. Das Prozessthema habe ich über meine gesamte Karriere verfolgt. Schon an der Universität, beispielsweise bei Professor Warnecke oder Professor Bullinger in Stuttgart, habe ich Prozessgestaltung gelernt. In den meisten Unternehmen ist das die Aufgabe des Strategievorstands. Doch die CIO-Funktion entwickelt sich Stück für Stück hin zur Gestaltung von Prozessen und Systemen.

CW: Sie waren der erste CIO, der sich als Chief Process Officer bezeichnet hat. Da fragt sich doch, wieso vorher niemand darauf gekommen ist.

Klaus-Hardy Mühleck, IT-Chef der Volkswagen AG
Klaus-Hardy Mühleck, IT-Chef der Volkswagen AG

MÜHLECK: Prozessgestaltung gibt es in der Logistik und Fabrikautomation schon länger. Professor Scheer hat hier Grundsatzarbeitet geleistet. Der CIO muss als Mittler zwischen den Anforderungen seines Unternehmens und den Abläufen der Systemplattformen bestehen können. Dafür muss er aber auch das notwendige Know-how haben. Er muss in der Lage sein, beispielsweise mit den Entwicklungs- und Produktionsvorständen zu diskutieren.

CW: Viele junge IT-Fachleute beneiden Sie um Ihr Standing. Was raten Sie denen, die Ihnen nacheifern wollen?

MÜHLECK: Das gibt es nicht umsonst. Ich habe mich in unterschiedlichen Abteilungen der Unternehmen umgesehen, in denen ich jeweils beschäftigt war. Das sollten die jungen Kollegen auch einmal tun, wenn sie wirklich die Unternehmensprozesse kennen lernen wollen.

CW: Der beste CIO wäre demnach einer, der gar nicht mit dem Berufsziel CIO angetreten ist.

MÜHLECK: Auf jeden Fall sollte ein CIO schon ein paar Jahre Erfahrung mitbringen, bevor er diesen Job übernimmt, also nicht direkt von der Universität kommen. Im Übrigen umfasst mein Beruf neben der Informatik und der Prozessgestaltung noch einen dritten wichtigen Aspekt: das Change-Management. Wir fühlen uns eigentlich als Integratoren, quasi als Klammer über das Unternehmen, oder als Architekten, wenn ich einmal den Vergleich mit dem Hausbau bemühen darf.