Der schwierige Weg in eine neues Kommunikations-Zeitalter

Von VoIP zu Unified Communications

09.01.2008
Von Martin Rouff

Fitness für das LAN

Um Unified Communications einführen zu können, muss allerdings die IT-Infrastruktur auf dem neuesten Stand sein. Das Augenmerk sollte dabei zuerst auf den vorhandenen TK-Anlagen sowie dem Netz an sich liegen. Der Unterschied zur existierenden Netzwerk-Infrastruktur liegt vor allem darin, dass relativ unkritischer Datenverkehr nun durch Echtzeitanwendungen abgelöst wird und das Data Center eine Verfügbarkeit aufweisen muss, die nicht unter der herkömmlicher TK-Anlagen liegen darf. Aus dem Stand dürften diese Anforderungen in den wenigsten Unternehmen erfüllt werden. In vielen Fällen sind deshalb zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um sowohl die Server-Plattformen ausfallsicher und die Access-Technik hochverfügbar zu machen als auch eine intelligente, anwendungsorientierte Lastverteilung zu erreichen.

In Sachen Bandbreite reicht meist eine erste grobe Abschätzung, denn durchschnittliche Bandbreiten sind kein absolutes Kriterium. Allerdings ist dafür zu sorgen, dass die neuen Applikationen innerhalb des Bandbreitenbudgets bleiben, ansonsten werden alle Anwendungen in Mitleidenschaft gezogen. Im Zuge der Innovative Communications Alliance (ICA) zwischen Microsoft und Nortel wurden verschiedene Analysen betrieben. So ermittelte Microsoft über einen Zeitraum von acht Arbeitsstunden eine mittlere Bandbreite von 1,6 Kbit/s pro Benutzer für Presence- und Instant-Messaging-Funktionen. Hinzu kommen die Anforderungen durch Applikationen wie IP-Videokonferenzen und IP-Telefonie.

Ist das Netzwerk durch seine Bandbreite in der Lage, die bisherigen Anwendungen und die neuen UC-Applikationen ohne Engpässe zur Verfügung zu stellen, muss man sich über die weiteren Kriterien und Parameter Gedanken machen: die Quality of Service, die für eine gleichzeitige Übertragung von Echtzeit und Nicht-Echtzeit-Daten über ein einziges Netzwerk erforderlich sind. Datenapplikationen erzeugen den für sie typischen stoßweisen Datenverkehr (Bursty Traffic). Das ist für ein LAN problematisch, denn hier kann auch bei niedriger Netzlast sehr schnell die maximale Übertragungsrate von 1- oder 10-Gbit/s-Schnittstellen erreicht werden. Diese Überlastungen dauern zwar typischerweise weniger als eine Sekunde, beeinflussen während dieser Zeit aber speziell sensitive Applikationen wie beispielsweise die Sprachübertragung bei Unified Communications. Zudem häufen sich in größeren Netzen derartige Überlastsituationen proportional zur Anzahl von Datenapplikationen und zur Leistungsfähigkeit der sendenden Endgeräte. Normale Messungen oder gar Interface-Statistiken zeigen dann immer noch Netzlasten im niedrigen Prozentbereich an, denn hier wird meist die statistische Verteilung der Datenmenge ausgewiesen. Die Spitzen kann man aber bestenfalls an der Zahl verworfener Pakete abschätzen.

Für die Verfügbarkeit ist vor allem das Datennetz mit all seinen aktiven und passiven Komponenten verantwortlich. Insbesondere die redundante oder fehlertolerante Auslegung von kritischen Bereichen wie dem Backbone, der Etagenanbindung oder den Data Centern sind Mindestmaßnahmen, die in keinem Netzwerk fehlen dürfen. Redundanzen werden klassischerweise erzielt, indem die Module der Core-Switches und Etagen-Stacks sowie die dazugehörigen Server durch parallele Verbindungen untereinander verbunden werden. Dabei sind alle parallelen Leitungen in Betrieb. Wird der Kreislauf durch den Ausfall eines Moduls oder des ganzen Stacks unterbrochen, übernehmen die noch vorhandenen Leitungen, und der Nutzer kann problemlos weiterarbeiten. Die Ausfallzeit bleibt dadurch minimal und verlustfrei für die Kommunikation. Diese Art des Aufbaus wird zum Beispiel auch zwischen dem Microsoft Office Communication Server (OCS) 2007 und dem Nortel Communication Server 1000 verwendet.