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Von Pierer sieht TK-Flaute andauern

01.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Heinrich von Pierer, seit über einem Jahrzehnt an der Spitze des Münchner Siemens-Konzerns, hat sich in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" und dem "Handelsblatt" zur Lage der Branche geäußert. Auf die Frage, wann sich der globale TK-Markt wieder erholen werde, äußerte sich der Konzernchef ausgesprochen vorsichtig. Er sei zwar zuversichtlich, dass die Netzbetreiber wieder zu investieren beginnen würden, so von Pierer. Eine sichtbare Verbesserung sei aber möglicherweise erst in 18 Monaten oder sogar noch später zu erwarten.

Auch in Bezug auf den Markt für Mobilfunkendgeräte rechnet der Siemens-Chef vorerst nur mit minimalem Wachstum oder Stagnation. Er geht davon aus, dass in diesem Jahr knapp über 400 Millionen Handys verkauft werden. Von Pierer äußerte sich unter anderem auch zum Thema Globalisierung. Er könne die Gegner des Trends durchaus verstehen, auf der anderen Seite gebe es schlicht ein Kommunikationsproblem. Siemens (mit Niederlassungen in rund 190 Ländern weltweit) habe aus seiner Sicht ganz eindeutig von der Globalisierung profitiert. In einem Ranking von Global Players habe er den Konzern jüngst hinter der FIFA, der katholischen Kirche und Coca Cola auf Platz vier gesichtet.

Den Standort Deutschland bewertet von Pierer durchaus positiv - unter anderem aufgrund seiner erstklassigen Infrastruktur und seines hohen Qualifikationsniveaus. Der Reformwille sei allerdings zu schwach ausgeprägt, und hier müsse die nächste Regierung - welche auch immer das sei - dringend etwas unternehmen.

Last, but not least äußerte sich von Pierer auch zu seiner möglichen Nachfolge. Sein Vertrag laufe bis 2004, und dann werde er gemeinsam mit seiner Frau und dem Aufsichtsrat entscheiden, wann er sei Amt abgebe. Die Machtübergabe werde in jedem Fall gründlich vorbereitet, man habe bereits eine rundes Dutzend Kandidaten in der engeren Wahl. Sein Nachfolger werde aller Wahrscheinlichkeit aus dem Unternehmen selbst kommen, hauptsächlich weil Siemens ein "sehr komplexes Unternehmen" sei. (tc)