BASF: Hohe Ansprüche, hohes Gehalt

Von Ludwigshafen in die Welt

14.04.2000
Von Gabriele Müller
Unter dem ursprünglichen Namen kennt sie heute kaum jemand mehr. Aus der vor über 130 Jahren gegründeten Badischen Anilin- & Sodafabrik ist längst ein bekanntes Kürzel geworden: BASF. Aus dem Produzenten von Farbstoffen hat sich ein international operierender Konzern entwickelt, der auch dem IT-Nachwuchs interessante Perspektiven zu bieten hat.

Der Lebenslauf von Björn Svensson ist nicht besonders ungewöhnlich: Geboren in Kopenhagen, in Mannheim und an zwei anderen europäischen Hochschulen studiert, dann ein Nachwuchstraingsprogramm in Ludwigshafen und jetzt ein Job in Brasilien. Wenn er seine Jeans anzieht, trägt er eine Errungenschaft seiner Firma auf der Haut. Was Hosen, Düngemittel und Kunststoffe gemeinsam haben? Sie sind unmittelbar mit dem Arbeitgeber des Informatikers verbunden, einem der weltweit größten Chemiekonzerne mit Stammsitz in Ludwigshafen. Hier wurden solch bahnbrechenden Erfindungen wie das künstliche Indigo für die berühmten Blue Jeans ebenso entwickelt wie viele andere Chemikalien und Produkte. Das Spektrum reicht von Erdgas, Öl, Petrochemikalien bis hin zu Pflanzenschutzmitteln und Pharmazeutika.

Engpass Netzprofi

Heute besteht die BASF-Gruppe aus über 400 Unternehmen. Den Kern bilden die BASF Aktiengesellschaften in Ludwigshafen. Der Chemieriese vom Rhein ist auf internationalen Märkten in 39 Ländern mit Produktionsstätten vertreten. Dadurch sind auch solche Nachwuchskarrieren möglich - ob für Diplomkaufleute, Chemiker, Physiker, Mathematiker oder Informatiker. Dass BASF die Nachwuchswerbung und Bindung an das Unternehmen sehr ernst nimmt, bestätigt Jürgen Lahr, bei der BASF AG verantwortlich für die Rekrutierung und Personalentwicklung von Hochschulabsolventen. "Der Informationstechnologie kommt bei uns im Unternehmen eine große strategische Bedeutung zu. Das zeigt sich auch an der Funktion des Chief Information Officers (CIO), der die weltweiten Aktivitäten und Projekte in diesem Bereich koordiniert und direkt an den Vorstand berichtet."

Rund 1500 IT-Mitarbeiter gibt es bei BASF allein in Deutschland, in den USA sind es rund 800 und noch einmal 150 in Asien. "Aber wir suchen natürlich noch gut qualifizierte junge Leute mit einer Informatik- oder ähnlichen Ausbildung, die bei uns in den Beruf einsteigen wollen", so Lahr. Im Jahr 2000 waren 50 IT-Stellen in Deutschland zu besetzen. Zwar landen bei BASF mehr Anfragen und Bewerbungen als freie Jobs vorhanden sind. Trotzdem können sich bestimmte Absolventengruppen wie etwa Informatiker ihren Job heute aussuchen. "Bei Netzwerkspezialisten haben wir zum Beispiel Engpässe", räumt Lahr ein.

Trotz vieler Initiativbewerbungen, die aus aller Herren Länder bei BASF landen, nutzt das Unternehmen auch elektronische Medien, um geeignete Kräfte zu finden. "Ich bin davon überzeugt, dass den Jobbörsen im Internet, wie schon in den USA, in Zukunft eine noch viel größere Bedeutung zukommt und sie nicht nur für die IT-Berufe zum zentralen Medium werden", glaubt der Personaler.

Daneben pflegen die Ludwigshafener gute Beziehungen zu vielen Universitäten, um den potenziellen Kollegen das Unternehmen vorzustellen und die Anforderungen zu erklären, die an sie gestellt werden. "Viele Interessenten, die schon während des Studiums Kontakt aufnehmen, die ein Praxissemester absolvieren oder ihre Diplomarbeit bei uns schreiben, sind wirklich hoch motiviert und gut ausgebildet", lobt Lahr. Herangeführt werden die Nachwuchskräfte in der praktischen Arbeit vor allem an das Denken in Prozessen. Die Informatiker, Wirtschaftsinformatiker, Mathematiker oder Physiker, die hier auf den Einstieg hoffen, müssen lernen, sich als IT-Dienstleister zu verstehen. Dessen zentrale Aufgabe ist es, die betrieblichen Vorgänge in der Forschung und Entwicklung oder in der Produktion zu unterstützen. Nicht nur Fachkompetenz und Praxiserfahrung sind deshalb gefordert, sondern auch flexibles, kundenorientiertes und vernetztes Denken, das über den eigenen Tellerrand hinaus

geht.

Englisch ist Pflicht

Ob Bewerber diesem Profil entsprechen, testet BASF in einer Reihe von Interviews und Einstellungsgesprächen. Pluspunkte gibt es für denjenigen, der seine Teamfähigkeit und Flexibilität bei Aufgaben ebenso beweist wie Führungsqualitäten, Eigeninitiative und die Bereitschaft, Probleme anzupacken. "Das sind hohe Ansprüche", gibt Lahr zu. "Aber dafür gibt es hier bei BASF auch Chancen, wie nur ein weltweites Unternehmen sie bieten kann." Die hohen Anforderungen gehen aber Hand in Hand mit einem überdurchschnittlichen Einstiegsgehalt: Mit 90 000 bis 95 000 Mark im Jahr können Uni-Absolventen im Durchschnitt rechnen.

Als Global Player legt BASF aber auch Wert darauf, dass die Einsteiger Sensibilität für andere Kulturen und Nationalitäten mitbringen. Englisch ist als Fremdsprache selbstverständlich, eine weitere Sprache erwünscht. Wer als Hochschulabsolvent Karriere machen will, sollte anderen Ländern etwas abgewinnen können und bereit sein, mit Kollegen aus unterschiedlichen Kulturen entweder auf Projektbasis oder im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes zusammenzuarbeiten. Denn bei einem international operierenden Konzern, bei dem Warenströme und Informationen in alle Welt gehen, stellen sich, ob in Shanghai oder in New York, informationstechnische Aufgaben, die gelöst werden müssen.

BASF in Kürze

BASF besteht aus der BASF AG und über 100 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Die gesamte BASF-Gruppe erzielte 1998 einen Umsatz von weltweit über 54 Milliarden Mark und beschäftigte insgesamt rund 105 000 Mitarbeiter.

Das Unternehmen verkauft fast 8000 Produkte, die auf der Basis von 200 Grund- und Zwischenprodukten aus Erdgas, Erdöl, Kohle, Erzen und Mineralien entstehen.

Das Kerngeschäft unterteilt sich in fünf Segmente: Gesundheit und Ernährung, Farbmittel und Veredelungsprodukte, Chemikalien, Kunststoffe und Fasern und Öl und Gas.