Von jeder EDV-Mark 70 Pfennig für Software

07.04.1977

MÜNCHEN (uk) - Den 300. deutschen Anwender des CA-Sorts ehrte jetzt das Schweizer Softwarehaus Computer Associates bei der Einweihung der neuen Münchner Zweigstelle: Manfred Dziewas, Rechenzentrumsleiter bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm, setzt den IBM-kompatiblen "Fremdsort" in 5 RZ's auf insgesamt 9 Anlagen ein und entschied sich gleichzeitig für den Einsatz der CA-Produkte IDOS/VS (Interaktives DOS/VS/ü VM-CMS-Systeme) und SYMBUG (lnteraktives Prüfen von Quellenprogrammen). CA setzt auf den umsatzträchtigen deutschen EDV-Markt: War schon 1976 für die Schweizer ein Rekordjahr mit einer 25prozentigen Umsatzsteigerung auf zirka 10,2 Millionen Schweizer Franken, so wollen sie sich in den kommenden Jahren ein noch größeres Stück vom "Softwarekuchen" sichern. Mit der Gründung von eigenen Tochtergesellschaften, neuen Produkten im Systemsoftwarebereich sowie Plänen zum Minicomputerverkauf glaubt CA den Branchentrends zu entsprechen und Erfolgschancen zu besitzen. Wie sich der deutsche EDV-Markt aus CA-Sicht im einzelnen darstellt, ist dem folgenden Hahn-Vortrag zu entnehmen:

In der Bundesrepublik wird Hardware im weitesten Sinne im Wert von 5 Milliarden Mark pro Jahr umgesetzt. Eigentliche Computersysteme machen hiervon rund die Hälfte aus. Der Minicomputer eroberte 1975 einen Marktanteil von 17 Prozent und wird bis 1980 voraussichtlich 50 Prozent des gesamten Computermarktes ausmachen. Der Umsatz der Minis steigt jährlich um 30 Prozent. Im Jahr 1975 importierte Deutschland für 900 Mio. Dollar Hardware. Davon 52 Prozent allein aus den USA. Dabei ist die folgende Tatsache von Interesse, daß Siemens bis Anfang 1975 wertmäßig 20 Prozent der Großrechner in der BRD geliefert hat, IBM dagegen 56 Prozent. Von den kürzlich installierten Anlagen stieg der Anteil der Siemens-Anlagen auf 28 Prozent, während der der IBM auf 41 Prozent zurückfiel. Der hiesige Markt umfaßt 12 000 mittelgroße und große Anlagen, die eine Investition von zirka 15 Milliarden Mark darstellt.

1974 hatten die Mini- und Mikrocomputerhersteller 60 000 Anlagen in kleinen bis mittleren Firmen installiert, also solchen, die bis zu 500 Angestellte beschäftigen. Bis Ende 1980 rechnen wir mit 130 000 solcher Installationen.

Während die Ausgaben für Hardware stiegen, verringerte sich der Marktanteil der selbständigen Softwarefirmen an den gesamten Softwareausgaben und zwar um 10 Prozent seit l974. Dennoch glaube ich, daß diejenigen von uns, die zu investieren bereit sind, auf diesem Gebiet Chancen auf Erfolg haben. Folgende bekannte Gründe sprechen für sich:

- 80 Prozent aller EDV-Softwareprodukte werden für weniger als 50 000 Mark angeboten und sind somit für viele Firmen erschwinglich.

- Kostenersparnisse ergeben sich, denn unter anderem fallen Analysen und Testprogrammierung weg. Außerdem übertrifft die Dokumentation eines ernstzunehmenden Softwarehauses in der Regel die hauseigene der Kunden.

- Die Dokumentation ist für 10 bis 15 Prozent aller Entwicklungskosten verantwortlich und entfällt somit für den Kunden.

Auf dem reinen Dienstleistungsbereich, so schätzt Diebold in Frankfurt, werden 1980 zwischen 300 000 und 400 000 EDV-Spezialisten benötigt. Während vor 10 Jahren die Ausgaben für Software im Vergleich zu den Hardwarekosten minimal waren, sich noch vor 4 Jahren die Ausgaben für beide die Waage hielten, schätzen wir, daß in der nächsten Zukunft von jeder EDV-Mark 70 Pfennig für Software ausgegeben werden.

Zum Schluß noch zwei vollkommen neue Gesichtspunkte: Einmal wird die langfristige Software-Entwicklung über standardisierte Programme zu Programmgeneratoren führen, die die zu lösenden Probleme in Computerprogramme umwandeln, die unabhängig von spezifischen Programmsprachen und Hardwaresystemen sein werden.

Zum zweiten wird die bundesdeutsche EDV-Industrie überproportional von der Regierung unterstützt. Obwohl der EDV-Anteil an der gesamten industriellen Produktion lediglich 0,6 Prozent ausmachte, vergab die Bundesregierung im Jahre 1976 Entwicklungsprojekte in Höhe von 405 Mio. Mark. Weitere 1,171 Milliarden sollen bis 1980 dieser Industrie zur Verfügung gestellt werden.