Kolumne

Von Hammerstein schweigt und geht

20.09.2005

Adrian von Hammerstein schweigt. In den 15 Monaten an der Spitze von SBS sind keine öffentlichen Worte von ihm über Lage und Zukunft des IT-Dienstleisters überliefert. Man werde dann an die Öffentlichkeit treten, wenn es etwas zu berichten gebe, hieß es immer bei SBS. Jetzt gäbe es etwas zu berichten, und von Hammerstein tritt zurück. Auch seine Demission erklärte er nicht selbst. Er sei auf eigenen Wunsch gegangen, ließ er durch Siemens-Chef Klaus Kleinfeld ausrichten. Gründe nannte dieser nicht.

Von Hammerstein verlässt SBS in einer für das Unternehmen sehr schwierigen Phase. Er ist ein angesehener Manager und gilt als Stratege. Die unter seiner Leitung verstärkten Aktivitäten in Osteuropa sowie die konsequente Konzentration auf Geschäftsprozess- und IT-Auslagerungs-Deals sind Zeugnisse dafür. Vorausgesetzt, die erschlossenen Geschäftsfelder werden richtig betrieben, sind sie Garanten für eine bessere Zukunft.

Doch Strategen und Visionäre sind bei SBS nicht mehr gefragt. Der Konzern hat die Geduld verloren und beugt sich dem Druck des Kapitalmarktes. Jetzt sind die Sanierer am Zug. "Wir haben nun ein Management-Team, das sich in schwierigen Situationen ausgezeichnet hat." Mit diesen Worten führte Kleinfeld den neuen SBS-Chef Christoph Kollatz sowie Finanzchef Michael Schulz-Drost ein. Von Kollatz ist wenig bekannt, außer dass er zuletzt einen Teilbereich innerhalb der Industriesparte geleitet und zuvor ein Jahr lang bei SBS das Zentral- und Südosteuropa-Geschäft verantwortet hat. Seine Vorgänger Friedrich Fröschl, Paul Stodden und Adrian von Hammerstein waren aus wichtigeren Positionen an die Spitze des IT-Dienstleisters gerückt, der zu den größten Anbietern in Deutschland zählt.

Die Berufung von Kollatz dürfte zur Folge haben, dass künftig allein die Konzernzentrale entscheidet - und dabei immer die Zahlen im Auge behalten wird. Bemerkenswert an Kleinfelds jüngsten Ausführungen ist in diesem Zusammenhang, dass auch für eine starke SBS alle Optionen denkbar sind. Der Verkauf von SBS liegt also als Option wieder auf dem Tisch, sobald Kollatz die IT-Tochter unter den Augen der Siemens-Controller saniert hat.

Diese Aussichten haben den Strategen von Hammerstein offenbar abgeschreckt. Er war angetreten, um eine eigenständige SBS zu neuen Geschäftsfeldern zu führen und war mit einigen Großaufträgen auf gutem Weg dorthin. Doch im Quartalsrhythmus der Finanzmärkte hat die Konzernspitze die Geduld verloren und wollte nicht mehr auf die Erträge warten. Deshalb schweigt und geht von Hammerstein.