Die Industrialisierung der Informations verarbeitung

Von Diplomkaufmann Thomas H. Adenauer, Professor an der Fachhochschule Rheinland-PfalzFolge 12

26.09.1980

Bet dieser Serie handelt es sich um den Vorabdruck einer Auftragsarbeit für den schwedischen Computerhersteller Datasaab.

Prinzipiell, und dies ist die konventionellen Kunstregeln der maschinellen Informationsversorgung sprengende Wirkung der Mikrominiaturisierung, werden die zeitkritischen Daten der operativen Informationsversorgung gleich dort verarbeitet, wo sie entstehen

- in der Beständedisposition

- in großen Teilen des Rechnungswesens

- in der Produktionsplanung

- in der Produktionssteuerung

- in Prozeßsteuerungen

- in der Stoff- und Zeitverfolgung.

Was heißt es denn schon, wenn ein kleiner Mini, heute mit einem Arbeitsspeicher von 50 000 Bytes und Disketten von 300 000 Bytes, morgen mit intern 250 000 Bytes und extern 5 000 000 Bytes einschließlich Drucker nur 8300 Mark, gleichzeitig aber eine elektrische Schreibmaschine 2500 bis 4000 Mark kostet. Der Kaufpreis bedeutet bei Abschreibung in 5 Jahren eine monatliche Kostenbelastung von rund 242 Mark einschließlich. Wartung, was den Raumkosten vieler Arbeitsplätze entspricht.

Wenn die Daten jedoch nicht, weil nur im Zusammenhang mit denen anderer Arbeitsplätze und anderer Arbeitsgebiete sinnvoll verarbeitungsfähig, - tpyisch für Kontrollinformationen der strukturellen Informationsversorgung, - autonom zu Ende bearbeitet werden können, werden die Daten dezentral möglichst weitgehend vorverarbeitet. Nur das wirklich Notwendige ist zentraler Verarbeitung zuzuführen. Die Filterwirkung von Vorschaltrechnern wird zu einem durchgehenden Anwendungsprinzip.

Die Filterwirkung von Vorschaltrechnern ist das hochwirtschaftliche Ergebnis prinzipiell abgestuft installierter Computer. Man muß also kleine Computer wie mit dem Zuckerstreuer in die Organisation verteilen, lieber einen zuviel als einen zuwenig. Damit will ich keineswegs Planlosigkeit der Gesamtablauflösungen vorschlagen. Denn es gibt kein einziges Arbeitsgebiet im Unternehmen, das in sich autonom wäre, in sich autonom sein könnte, nicht Teil eines größeren Komplexes im Unternehmensablauf wäre, das nicht Daten von anderen Arbeitsgebieten erhielte und Daten an andere Arbeitsgebiete abgäbe.

Die Produktionsplanung erhält Daten von der Auftragsannahme, die Produktionssteuerung erhält Daten von der Produktionsplanung und gibt Daten an die Stoffund Zeitverfolgung ab, die ihrerseits Daten an die Beständedisposition, das betriebliche Rechnungswesen, das bilanzielle Rechnungswesen und Lohn- und Gehaltsabrechnung abgibt und so weiter. - Aus dem eigentlich selbstverständlichen Sachverhalt, daß alle Gebiete der Informationsversorgung eines Unternehmens ineinander integriert sind, ergibt sich zwingend, daß der Informationsfluß von einem Arbeitsgebiet in das andere in gewollter Weise herbeigeführt, also zentral organisiert werden muß.

Es führt zu unwirtschaftlichen Insellösungen - die Unwirtschaftlichkeit tritt insbesondere an den Schnittstellen auf -, wenn Teilverantwortlichen das Recht eingeräumt wird, sich selbst, meist ohne ausreichende Kenntnis des organisatorisch insgesamt gewollten Ablaufs, eine Insellösung zu "stricken".

Etwas ganz anderes ist die Frage der jeweiligen maschinellen Ausstattung. Gerade weil sich in den verschiedenen Arbeitsgebieten die Problemspezifika, Verarbeitungsfrequenzen, -intervalle, eben die organisatorischen Determinanten weitestgehend heterogen darstellen, ist es prozeßökonomisch Unsinn, alles mit ein und derselben Maschine machen zu wollen. Die stufenlose Konfigurierbarkeit von Computer-Power stellt bei zentraler Organisation und Programmierung die Möglichkeit

zur Verfügung, jede operative Aufgabe mit der ihr entsprechenden autonomen Computer-Power zu versorgen. - Man sollte prinzipiell zentral organisieren und programmieren und prinzipiell maschinelle Inseln installieren.

Ich gebe diesen Rat auch aus Opportunitätsgründen. Man kann kaufmännisch, das heißt in der Finanzbuchhaltung, bei Debitoren und Kreditoren, der Betriebsabrechnung, Lohn und Gehalt, in der Lagerdisposition, der Auftragsverwaltung, Verkaufsabrechnung durchaus sinnvoll verwendbare kleine Computer für deutlich unter 10 000 Mark pro Stück kaufen. Die Abteilungsleiter nun dieser Abteilungen haben in der Regel im Rahmen ihres Budgets das Recht zu Einzelanschaffungen in dieser Höhe und nutzen es auch aus. Etwas später kaufen sie sich dann noch für 2000 bis 5000 Mark die von ihnen für erforderlich gehaltenen Programme dazu und haben dann endlich wieder ihre "unabhängige" Lösung, die nureben hinten und vorne nicht in das ablauforganisatorische Gesamtkonzept paßt.