Von der Spielwiese in die Produktion

07.03.2003
Von Gerda Radetzky

VR hat sich vom "Beigeschmack des Verspielten", wie Ramezani betont, befreit. Die Methoden beginnen sich zu etablieren, werden Standard, auch seien sie "sehr effektiv, um Optimierungsschleifen einzuziehen". Vielleicht bahnt sich da eine Evolution an wie einst bei den ersten Computern: 1950 meinte IBM, fünf reichten weltweit. Heute nutzt die Automobilindustrie VR zur Simulation von Navigation, für Ergonomiestudien und Crash-Tests, in der Klimatechnik, für die Montage und das Strömungsverhalten und sogar in der Marketing-Abteilung. 

 Elchtest im Ledersessel

Für Mittelständler waren Labore bisher in der Regel zu teuer. Doch erklärt Herbert Beesten, Gründer und Geschäftsführer der Terakos GmbH in Magdeburg, dass Simulationen heute praktisch auf "jedem Aldi-PC" möglich und Prozessor- sowie Grafiksoftware inzwischen für jeden erschwinglich seien. Gegründet im Jahr 2000, kann seine Firma bereits den Einstieg in die Automobilindustrie melden. So soll jeder VW-Mitarbeiter, der an irgendeiner Stelle in die Fertigung involviert ist, künftig VR-unterstützt und realitätsnah arbeiten können. Ein Labor sei dafür nicht mehr nötig, es reiche ein gut ausgestatteter PC mit Windows und Grafik-Software.

Auch Konrad Zürl, Geschäftsführer der Advanced Realtime Tracking GmbH in Herrsching, sieht die VR-Zukunft hauptsächlich in der Automobilindustrie. Für ihn steht die "Augmented Reality" (AR) im Vordergrund, das Verfahren, das VR in Kombination mit realen Umgebungen nutzt. Zürl skizziert: Der potenzielle Autokäufer setzt sich beim Händler in einen echten Fahrersitz, alles weitere läuft über Datenhelm und -handschuh: Der Kunde lässt die Landschaft an sich vorbeirauschen, er bestimmt, in welcher Farbe die Instrumente aufleuchten, und möglichweise macht er sogar den Elchtest im Ledersessel.