Vom Spieler zum Spielmacher

15.10.2004
Von Kathrin Baumeister
Das "Hobby zum Beruf machen" wollen viele Spielefreaks, die sich entschließen, Game-Designer zu werden. Doch was man dazu können muss, darüber sind sich auch die verschiedenen Ausbildungsinstitute nicht einig.

Während in den USA und in Japan bereits eigene Studiengänge für Game-Designer existieren, sind die Möglichkeiten, sich hierzulande ausbilden zu lassen, noch sehr begrenzt. Und das trotz günstiger Wirtschaftsdaten mit einem Absatzwachstum von 20 Prozent seit 1998 ist der deutsche Computer- und Videospielemarkt einer der wachstumsstärksten Teilmärkte in der Bundesrepublik.

Ein Blick auf die Ausbildungwege zum Game-Designer im deutschsprachigen Raum verrät, dass sich das Bildungsangebot stark unterscheidet: Von zwei Semestern bis zu vier Jahren werden diverse Ausbildungsvarianten angeboten. Danach folgen oft Praktika, denn Thomas Dlugaiczyk, Gründer und Rektor der Games-Academy in Berlin, weiß: "Die Ausbildung zum Game-Designer ist allenfalls eine Referenz."

Tom Schillinger (23) und Christian Kluckner (26) werden an der Media-Design-Hochschule für Design und Informatik GmbH in München mit zwölf anderen Spielbegeisterten zum Game-Designer ausgebildet. Dort wird eine 24-monatige Ausbildung mit Start im Frühjahr und im Herbst in München und Berlin angeboten. Die Metamatix AG ein Partner der Bildungseinrichtung, unterstützt Mediadesign inhaltlich und bei der Dozentenauswahl. Die Anwärter auf eine Ausbildung zum Game-Designer müssen mindestens die mittlere Reife absolviert haben. Die Ausbildung ist ab 2005 zur Akkreditierung als Hochschulstudiengang vorgesehen; Bewerber benötigen dann die Fach- oder Hochschulreife.

Im Mittelpunkt der Ausbildung steht Informatik mit Ausbildungsthemen wie Spielephysik, künstliche Intelligenz oder die Erschaffung von 3D-Welten in Echtzeit. Was das Design angeht, lernen die Studierenden unter anderem, wie sich Charaktere gestalten und animieren lassen oder wie der richtige Sound zur Szenerie zu mischen ist. Hinzu kommen Inhalte aus Wirtschaft und Recht. Hier gehen die Dozenten auf typische Rechtsfragen wie Vertragsgestaltung, Jugendschutz und Urheberrecht sowie auf Unternehmensgründung und Marketing ein.

Hohe Studiengebühren

Auf das Studium, das fast 900 Euro im Monat kostet und seit November 2003 von Mediadesign angeboten wird, sind Schillinger und Kluckner über Annoncen gestoßen. Schon lange wollte Schillinger Game-Designer werden. Weil es in Süddeutschland jedoch keine Bildungsangebote für seinen Berufswunsch gab, hat er sich nach Abitur und Zivildienst auf eigene Faust weitergebildet und arbeitete nebenbei in einer Web-Agentur. Auch Kluckner, der bereits als Softwareentwickler beschäftigt war, möchte sich mit dieser Ausbildung einen Traum erfüllen. Seit jeher war er begeisterter Spieler und hat ab seinem 16. Lebensjahr eigene kleine Spiele entworfen.

Das Einzige, das Schillinger an der Ausbildung zum Game-Designer ändern würde, ist die Z

Zeichnerisches Talent sollten angehende Game-Designer mitbringen.
Zeichnerisches Talent sollten angehende Game-Designer mitbringen.

eitbegrenzung des täglichen Präsenzunterrichts von 9 bis 14.30 Uhr: "Ich würde gerne länger hier bleiben." Die modernen Rechner, deren Grafikkarten ständig ausgetauscht werden, damit die neueste Technik genutzt werden kann, stehen den Studenten nach Unterrichtsende bis 18 Uhr zur Verfügung. Vor dem Abschluss der Projekte, die die Studenten am Ende jedes Semesters als einmonatige Gruppenaufgabe erarbeiten, werde die Zugangszeit zu den Rechnern jedoch gelockert.

Keine Spezialisierung

Kluckner hat momentan noch eine eher "abwartende Haltung", denn im ersten Semester wird sehr viel "Künstlerisches" gelehrt. Ihn interessiere mehr die technische Seite. Während des Kurses ist keine Spezialisierung vorgesehen. Die Gruppenarbeiten, bei denen die Studenten kleinere Game-Projekte erarbeiten, ermöglichen es dennoch, innerhalb der etwa fünfköpfigen Gruppe die Aufgaben zu verteilen und sich auf ein Spezialgebiet festzulegen.

Ihre zukünftige Arbeit als Game-Designer sehen die beiden Studenten eher in der Funktion des Koordinators. Dessen Aufgabe liegt darin, ein Team zusammenzuhalten, das in Gemeinschaftsproduktion das Storyboard umsetzt, das der Game-Designer entworfen hat. "Das Studium sensibilisiert uns für jeden Bereich, der für die Fertigstellung eines Spiels wichtig ist", begründet Kluckner seine Wahl, denn man müsse verstehen, was die anderen im Entwicklungsteam machen.