Gehaltsunterschiede

Vom Nasenfaktor und Frauenmalus

17.10.2006
Von Helga Ballauf

Aus der Innensicht der Betriebe ist also wenig zu erfahren über die Gründe für die schlechteren Frauengehälter. Der Blick von außen, die distanzierte Gesamtschau, indes hilft weiter. Um sie bemühen sich Frauenbeauftragte in Verbänden und an Hochschulen. Sechs Argumente sind es, die immer wieder auftauchen: Informatikerinnen wählen bereits im Studium "weichere" Schwerpunkte, also etwa Kundenbetreuung statt Softwareentwicklung. Sie suchen eher Arbeit bei Dienstleistungsfirmen als im "harten" produzierenden Gewerbe mit in der Regel höheren Tariflöhnen. Bei der Stellenwahl spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Partnerschaft beziehungsweise Familie eine größere Rolle als bei den Männern. Das Gehalt wird nicht als der alles entscheidende Faktor gesehen - wichtiger sind vielen IT-Fachfrauen die Jobsicherheit, eine interessante Aufgabe und ein gutes Betriebsklima. Bei Gesprächen über Zielvereinbarungen und flexible Entgeltanteile agieren sie vorsichtiger als die Kollegen - und kommen damit auch bei gleicher Leistung schlechter weg als die Männer.

Nicht zu lange beim ersten Arbeitgeber bleiben

Gabriele Drechsel, Fachhochschule Köln: "Frauen stapeln tief, wenn es inden Einstellungsgesprächen ums Gehalt geht."
Gabriele Drechsel, Fachhochschule Köln: "Frauen stapeln tief, wenn es inden Einstellungsgesprächen ums Gehalt geht."

Gabriele Drechsel ist Gleichstellungsbeauftragte an der Fachhochschule in Köln. Als sich bei einer Umfrage zu Einstiegsgehältern ein eklatanter Unterschied zum Nachteil der Absolventinnen herausstellte, lud die Gleichstellungsbeauftragte junge Frauen ein, um Ursachen zu erforschen und über Abhilfe nachzudenken. Nun bietet die FH bereits den Studentinnen ein spezielles Bewerbungstraining an, berichtet Drechsel: "Der Austausch mit den Frauen ergab vor allem, dass sie tiefstapeln, wenn es bei den Einstellungsgesprächen ums Gehalt geht: Weil sie gar nicht wissen, wie sie sich einordnen sollen, weil Informationen, Know-how und Vorbilder fehlen."