Gehaltsunterschiede

Vom Nasenfaktor und Frauenmalus

17.10.2006
Von Helga Ballauf

Wie kommen sie zustande? Eine zunächst nahe liegende Erklärung bewegt sich bei genauerem Hinsehen im Kreis: Frauen machen seltener Karriere; nur wenige von ihnen beziehen Spitzengehälter; das drückt den statistischen Mittelwert. Doch warum ist das so?

Nasenfaktor wichtiger als das Geschlecht?

Es fällt nicht leicht, in den Unternehmen selbst nach den Ursachen zu forschen. Das Jahreseinkommen erfahrener Informatiker/-innen und Ingenieur/-innen liegt in der Regel bereits im außertariflichen Bereich. In den meisten Arbeitsverträgen haben sich die Beschäftigten zum Stillschweigen über Gehaltsfragen verpflichtet. Und oft sind in den Firmen der New Economy die Eingruppierungskriterien so schwammig, dass ein echter Vergleich von Aufgaben, Leistungen und Einkünften schwer fällt. So ist etwa die Betriebsrätin eines großen Systemhauses bei ihrer internen Entgeltanalyse darauf gestoßen, dass nicht die Geschlechterfrage den Unterschied ausmacht, sondern der "Nasenfaktor". Es hänge stark vom Chef der Abteilung ab, wie er seine Leute einstufe und welche Merkmale dabei wichtig seien, sagt die Betriebsrätin: "Wer zurückhaltend auftritt, kann den Kürzeren ziehen. Das trifft Männer wie Frauen."

Doris Schweikl ist Gesamtbetriebratsvorsitzende der Microsoft Deutschland GmbH. Sie kennt das Problem - aber nicht aus dem eigenen Haus: "Es gibt zumindest bei uns keinen Hinweis darauf, dass Frauen in technischen Berufen schlechter bezahlt sind. Das wäre sogar aus Arbeitgebersicht fatal." Microsoft bemühe sich vielmehr darum, dass auch Frauen mit Kindern weitgehend stressfrei Karriere machen könnten.