IT als Business Enabler

Vom Manufakturmodell zur industrialisierten IT

18.09.2008
Von Andreas Dietrich

Meilensteine im Projektablauf

Foto: Andreas Dietrich, SBB

Wenn ein Projekt in die falsche Richtung läuft, ist es wichtig, das so früh wie möglich zu erkennen. Deshalb hat die SBB IT "Quality Gates" errichtet. Das sind Meilensteine im Projektablauf, bei deren Erreichen über die Freigabe der nächsten Projektphase entschieden wird - anhand vorher definierter Erfüllungskriterien. Auf diese Weise lasen sich IT-Projekte schrittweise und gezielt zur Produktionsreife führen.

Mit den Quality Gates verfügt das Management über einen standardisierten Qualitäts-Check und damit über ein zentrales Instrument zur Steuerung von IT-Projekten. Insbesondere lässt sich anhand dieser Meilensteine prüfen, ob architektonische Vorgaben eingehalten werden. (Siehe auch: "Software-Blutbild hilft beim Qualitäts-Management".)

Darüber hinaus hat die SBB IT ein ganzheitliches Test-Management ("Test Factory") aufgebaut, das die Qualität der IT-Leistungen auf hohem Niveau sichern hilft. Qualitätssicherung und Tests sind übrigens Sache einer unabhängigen Organisationseinheit. Nach dem Motto: "Getting it done right the first time" schrumpft damit auch die Entwicklungszeit.

Die Reise zum Business Enabler hat erst begonnen

Dank Quality Gates und Test-Factory steht der SBB IT nun ein Qualitäts-Management-System zur Verfügung, das den gesamten Softwareentwicklungs-Prozess von Anfang bis Ende umfasst. Nicht zuletzt dadurch hat sie sich innerhalb von drei Jahren vom ungeliebten Cost Center zu einem ernstgenommenen Partner für die Fachbereiche entwickelt. Doch das ist erst der Anfang einer langen und spannenden Reise zum Business Enabler! (qua)

Best Practices

Auf dem Weg zur industriellen Informatik waren folgende Punkte wesentlich:

  • IT als integraler Bestandteil des Kerngeschäfts: Die Geschäftsbereiche differenzieren sich am Markt dadurch, wie sie die IT einsetzen. Deshalb muss die IT proaktiv als Business Enabler agieren, anstatt nur ein Kostenfaktor zu sein.

  • Klare Governance: Eine Demand-Supply-Struktur mit definierten Verantwortlichkeiten sorgt für eine optimale Zusammenarbeit der Informatik mit den Geschäftsbereichen.

  • Definierter Single Point of Contact: Wenn es nur einen Ansprechpartner für alle Fragen gibt - in Form eines Account-Managements -, lässt sich ein Experte für ein bestimmtes Problem auf Anhieb finden.

  • Organisation nach Plan, Build, Run: Die Aufstellung nach dem Plan-Build-Run-Prozess führt zu hoch spezialisierten und effizienten Verantwortungsbereichen und einer industriellen IT-Fertigung.

  • Business Alignment: Um einen effektiven Kundennutzen erzielen zu können, müssen die Geschäftsbereiche schon in der Frühphase einbezogen werden.

  • Domänen-Architektur: Eine SBB-IT-Domäne fasst konzernweit gleiche oder ähnliche Geschäftsprozesse, Anwendungen, Funktionen und Daten zusammen. So lassen sich bereichsübergreifende Synergiepotenziale ausschöpfen.

  • Qualitätssicherung: Die Einführung von "Quality-Gates" stellt eine konstant hohe Projektqualität sicher und verringert negative Überraschungen am Projektende.

  • Transparente Leistungsverrechnung: Die Nachvollziehbarkeit ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Entscheidungen nicht wieder revidiert werden.

  • Vertrauen in die IT: Die Kostendiskussionen lassen sich am besten dadurch stoppen, dass die IT hinsichtlich Terminen, Kosten und Qualität ihrer Leistungen verbindliche Zusagen macht und sie auch einhält. In einem sich schnell ändernden Technikumfeld empfehlen sich dafür kurze Projektlaufzeiten.