TeamQuest

Cloud im Mittelstand

Vom Lückenbüßer zum strategischen Instrument

19.09.2012
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Private Clouds bevorzugt

Services aus der Public Cloud verzeichnen dagegen nur ein geringes Wachstum, etablieren sich aber dennoch zusehends im Mittelstand und sind unterdessen in vielen Unternehmen fest verwurzelt. Einen Rückgang im Vergleich zum vierten Quartal 2011 weist dagegen das Bereitstellungsmodell Hybrid Cloud auf, wobei die jüngste Erhebung im zweiten Quartal 2012 auf ein wiederkehrendes Wachstum hindeutet.

Die Bewertung des Nutzens von Cloud-Lösungen steht in direktem Zusammenhang mit dem Grad der Auseinandersetzung mit dem Thema. 70 Prozent der Unternehmen, die sich intensiv oder sehr intensiv mit Cloud Computing beschäftigt hatten, bewerteten sie positiv. Insgesamt ist jedoch die knappe Mehrheit des Mittelstandes nach wie vor nicht von den Vorteilen der Cloud überzeugt: „Ein Großteil der Unternehmen, die Cloud Computing ablehnen, hat sich aber bislang nur oberflächlich oder gar nicht mit Cloud auseinandergesetzt“, sagt Analyst Neitzel. Unter diesen 58 Prozent der Befragten befänden sich insbesondere Firmen, die nur in geringem Umfang oder gar nicht auf effizienzsteigernde Maßnahmen in der IT setzen und die vorhandenen Systeme einfach „am Laufen halten“ möchten. IT werde in diesen Unternehmen häufig nicht als geschäftskritische Variable wahrgenommen.

Foto: Techconsult/HP

Folgerichtig ist eine geringe Auseinandersetzung mit dem Thema Cloud Computing bislang insbesondere in Unternehmen zu verzeichnen, die nur in begrenztem Umfang oder gar nicht auf Virtualisierung setzen und auch hinsichtlich ihrer Automatisierungs- und Standardisierungsanstrengungen deutlich hinter dem Durchschnitt der Mittelständler zurückbleiben. Bei ihnen ist die Infrastruktur über die Jahre gewachsen und stark auf die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten. Mit innovativen Technologien findet meist keine Auseinandersetzung statt, weil die Ressourcen in der Regel in der Aufrechterhaltung des IT-Betriebs gebunden sind.

Entscheidendes Argument sei oft, dass die unternehmenseigene IT alle Bedürfnisse erfülle und dass es an Einsatzszenarien für Cloud-Lösungen fehle. Aber auch IT-Sicherheit ist – bei Befürwortern wie Skeptikern – ein wichtiges Thema. Berichte über Stromausfälle und Datenverlust bei Public-Cloud-Diensten bestätigten und bestärkten die Befürchtungen hinsichtlich der Auslagerung von IT-Leistungen und Daten aus dem Unternehmen heraus.

Dennoch nimmt die Verbreitung von Cloud-Services kontinuierlich zu. Dabei wird nach Neitzels Beobachtungen die Nutzungsintensität neben dem allgemeinen Cloud-Einsatzgrad zukünftig zu einem wichtigen Gradmesser. So sei neben der Erhöhung der Nutzer-Anzahl im SaaS-Bereich mittelfristig die Erschließung weiterer Einsatzfelder und Lösungsbereiche eine weitere wichtige Messgröße für die Etablierung der Cloud im Mittelstand. Gerade unter den Nutzern der Private-Cloud-Modelle zeigte sich im vergangenen Quartal ein zunehmend breiteres Einsatzspektrum.