Prognosen 2009, Lünendonk

Vom Innovationsförderer zum Effizienzpartner

29.12.2008
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Die Marktanalyse- und Beratungsschwerpunkte von Hartmut Lüerßen sind Digitalisierung, Trends in der IT-Beratung sowie IT-Service, Engineering Services und Personaldienstleistungen.

Wertbeitrag der IT steckt in Prozessen - nicht in der Technik

Die Frage, was zu tun ist, lässt sich trotz dieser wahrscheinlichen Markt-Entwicklungen auf Unternehmensebene nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die Herausforderungen, die aus den Fachbereichen an die IT gemeldet werden. So geht es bei einem Versandhandels-Unternehmen vielleicht darum, die Kommissionierungs- und Lieferzeiten zu verkürzen und die Zahl der Retouren zu reduzieren. Hier können beispielsweise Technologien wie "Pick-by-voice" oder RFID- und Wireless-Lösungen in der Lager-Verwaltung die Prozesse beschleunigen.

Bei Versicherungen steigt dagegen etwa die Bedeutung von Business Intelligence (BI) für die Produktentwicklung sowie für das Aufdecken von Betrugsversuchen, die jedes Jahr zu Millionenschäden bei den Assekuranzen führen.

Enterprise-Content-Management- (ECM) und Customer-Relationship-Management-Lösungen (CRM) verbessern das Zielgruppen-spezifische Marketing und die Verwaltungsprozesse. In anderen Branchen werden diese "Querschnittstechnologien" für ganz andere Anforderungen eingesetzt.

Diese unterschiedlichen Anforderungen spiegelt sich auf Anbieterseite im Trend vom Technologie- zum Lösungs-Vertrieb wider. Inzwischen werden die Lösungen zu modularen (Service-)Bausteinen von Prozessen weiterentwickelt. Und dort, wo Branchenlösungen für die Software-Hersteller bisher nicht lukrativ genug erscheinen, bieten IT-Beratungs-Unternehmen mit Best Practices und Templates für Branchen- und Prozessspezifische Implementierungen einen attraktiven Mittelweg, der kurze Implementierungszeiten und vergleichsweise geringen Konfigurationsaufwand verspricht.

Freiraum für Investitionen sichern

So unterschiedlich die fachlichen Anforderungen in den Branchen auch sein mögen, stehen einige Technologien im Zusammenhang mit Prozess-Verbesserungen in 2009 besonders im Fokus:

  • Business Performance Management / Business Intelligence: IT als Enabler und Partner für ganzheitliche Geschäftsprozess-Optimierung und Unternehmenssteuerung.

  • Business Service Management / IT-Service-Management: Mehr Automatisierung und bessere Verknüpfung zwischen Business-Prozessen und IT-Service-Prozessen.

  • Virtualisierung: Bessere Auslastung der Server- und Storage-Infrastruktur, mehr Automatisierung in der Administration.

  • Service-orientierte Architekturen (SOA): Flexiblere Prozesse im Backend sorgen für schnellere Reaktionsfähigkeit des Unternehmens.

  • Enterprise Content Management / Portale: Etablierte und wichtige Querschnittstechnologie für Prozesse mit semistrukturierten und unstrukturierten Daten.

  • Software as a Service (SaaS): Die Zahl der Lösungen hat zugenommen. Betrieb, Lizenzen, Pflege und Wartung der Software obliegen dem Dienstleister. Viele Unternehmen nutzen Software as a Service auch als Vorstufe für ein Business Process Outsourcing.

Die von der Lünendonk GmbH in 2008 befragten führenden IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland sehen ähnliche Themen im Fokus. Dabei muss berücksichtigt werden, dass diese Einschätzung keinen Rückschluss auf die Umsätze der Unternehmen mit den Themen zulassen. So ist der Umsatz mit ERP-Themen weiterhin eine der wichtigsten Stützen der Unternehmen, neue Konzepte und Technologien wie SOA sorgen jedoch für die neuen Impulse.

BI, SOA und Prozessinnovation waren 2008 die wichtigen Themen,…
BI, SOA und Prozessinnovation waren 2008 die wichtigen Themen,…
Foto: Lünendonk

Themen wie Cloud Computing dürften für das operative Geschäft in 2009 nur wenig Relevanz haben, zukünftig jedoch die Nutzung von Rechenleistung und Services stark beeinflussen. Green IT wird erwartungsgemäß als Marketing-Hype verblassen, jedoch fester Bestandteil für moderne Rechenzentrumsplanung werden.

… während das Infrastruktur-Management kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken konnte.
… während das Infrastruktur-Management kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken konnte.
Foto: Lünendonk

Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Technologie-Investitionen wichtig. Sie sind wichtig, um Ziele zu erreichen, die einen Mehrwert für die Fachbereiche oder auch für den IT-Betrieb liefern. Sie sind wichtig als Werkzeug, als Mittel zum Zweck. Nicht mehr - aber auch nicht weniger. Stillstand bei den Mitbewerbern bedeutet Vorsprung für die Unternehmen, die sich durch antizyklisches Management Freiraum für Investitionen gesichert haben.