Satirischer Karriere-Plan:

Vom Hilfspförtner zum EDV-Profil

13.01.1978

Auch wenn ich von abhängigen Propagandisten als Kanaille beschimpft werde: Aus leidvoller eigener -Erfahrung und der Beobachtung des Werdegangs von EDV-Kollegen rate ich allen EDV-Interessierten, keinesfalls auf eigene Faust eine externe EDV-Ausbildung zu riskieren, um dadurch einen qualifizierten EDV-Einstieg zu erreichen. Es gibt ein viel sichereres und zudem noch billigeres Rezept: Der EDVer von. morgen bewerbe sich als zweiter Hilfspförtner- bei einem großen Unternehmen, in dem eine IBM-Großanlage steht, notfalls eine Siemens, keinesfalls was anderes. Dort falle er durch geschicktes Hantieren beim Pfortenöffnen und Telefonieren dem EDV-Leiter auf. In der EDV-Abteilung mache sich der Azubi-Stratege mit der Zeit für Botengänge anheischig und durch sonstige Dienstleistungen zunächst beliebt und schließlich unentbehrlich. Mit den Operatoren stelle man sich durch gelegentliche Einladungen zum kleinen Bier auf Duzfuß. Natürlich darf nichts in anbiedernder Form geschehen. Mit Geduld - für jede Karriere unabdingbar-, hilfsweise stillen Gebeten, warte man auf den Ausfall eines Operators, der sofort ersetzt werden muß. Zufällig halte man sich jetzt vermehrt in der Nähe der EDV-Abteilung auf. Mit Sicherheit beißt der EDV-Leiter" an: Operating sei halb so schlimm - jedem anderem wird er etwas anderes sagen - und bringe dazu auch: Spaß. Man ziere sich nicht lange, denn jetzt beginnt das Frohlocken. Zwei bis drei Jahre IBM-Operating, dazu sporadisch IBM-Kurse auf Firmenkosten - Streben nach Höherem: IBM-Programmierkurse, IBM-Organisationskurse und so weiter. Nach einer dergestalt eingeleiteten Karriere an der geheiligten Maschine kann nichts mehr passieren. Der verkappte Hilfspförtner von einst hat sich in einem organischen Wachstumsprozeß zum IBM-geschulten EDV-Spezi gemausert. Sofern es ihn gelüstet, könnte er sich jetzt die erlesensten Früchte unter den Anwenderangeboten zu Gemüte führen. Doch der Kluge wird es vorziehen, in der verwurstelten und verkrusteten Hierarchie seiner erschlichenen EDV-Heimat zu verweilen. Denn die verschlungenen Pfade, die hier zur Macht führen, garantieren auch Sicherheit. Wozu also externe Ausbildung? Quod erat demonstrandum.

* Burgfried Eckhoff ist freiberuflich als Programmierer tätig.