30 Jahre Musik-CD

Vom Goldesel zum Auslaufmodell

13.04.2011

Schuld sind die Piraten

Das Glück währte jedoch nicht lange. Denn Anfang der 90er Jahre entfesselten deutsche Forscher die revolutionäre Seite der Digitalisierung. Am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen entwickelte ein Team um Professor Karlheinz Brandenburg das Format MP3. Der Clou: Damit ließen sich die Musikdateien auf etwa ein Zehntel der CD-Größe reduzieren. MP3 war eigentlich für Radioübertragungen und die Musikindustrie gedacht, doch die Verschlüsselung wurde geknackt, und plötzlich konnte jeder eine CD nicht nur kopieren, sondern auch im Internet tauschen.

Mit der Geburt der Musikpiraterie begann auch der Niedergang der CD. Wer bezahlt schließlich gerne für etwas, was er auch umsonst haben kann? Paradebeispiel ist die Musiktauschbörse Napster, die auf ihrem Höhepunkt mehr als 60 Millionen Nutzer hatte. Die Plattenindustrie schlug mit Klagen dagegen, erwischte einige glücklose Musikkopierer, Napster ging vom Netz und ist mittlerweile Namensgeber eines legalen Musikdienstes im Internet. Doch für die CD spielt das Internet das Lied vom Tod.

Apple startete 2003 den Online-Verkauf von Musik in seinem iTunes-Store und ist inzwischen der weltgrößte Musikverkäufer. Die Online-Erlöse machten im vergangenen Jahr zwar erst 29 Prozent des weltweiten Musikgeschäfts aus, doch ihr Anteil wächst Jahr für Jahr, während der CD-Absatz noch schneller zurückgeht.

Hinterhertrauern muss man der CD nicht unbedingt: Schließlich ist es eine 30 Jahre alte Technologie, die bei weitem nicht die bestmögliche Qualität bietet. "Es ist schon wahnwitzig", sagt ein Brancheninsider. "Erst geben manche Künstler Millionen aus, um im Studio den bestmöglichen Sound zu bekommen - dann flachen wir ihn ab für die CD. Und dann drücken die Leute die Dateien nochmal für ihre MP3-Player." Inzwischen gibt es allerdings auch Download-Formate, die eine bessere Soundqualität als die CDs bieten. Sie gelten als die Zukunft. Allerdings hat die CD noch zwei Bastionen: Weihnachten und Muttertag. Denn wer verschenkt schon einen Download - noch zumindest. (dpa/ajf)