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IT-Manager wetten

Vom Ende des Geldes

06.05.2016
Von Bernd Gill und Jürgen Stauber

1.7. Kryptowährung

Kryptowährungen sind virtuelle Währungen. Anders als konventionelle Währungen haben sie keinen Bezug zu Goldreserven oder zum Bruttoinlandsprodukts eines Wirtschaftsraums. Sie werden nicht von einer Zentralbank reguliert, und die Verwaltung erfolgt dezentral über ein Peer-to-Peer-Netzwerk. Für seine Herausgabe ist keine Organisation, kein Regierung zuständig, sondern ein Algorithmus.

Die Erfindung des Bitcoin, und somit der ersten Kryptowährung, geht auf Satoshi Nakamoto und seinen 2008 veröffentlichten Artikel über ein "Peer-to-Peer Electronic Cash System" zurück. Bis heute ist jedoch nicht klar, ob nicht auch der Erfinder eine virtuelle Person ist - ein Pseudonym, hinter dem sich eine andere Person oder eine Gruppe von Personen verbirgt.

Ziel der Schaffung des Bitcoins war es, ein hochsicheres Tauschmittel zu schaffen - ein Zahlungsmittel für Online-Zahlungen, das keine Bank und keine dritte Organisation als vertrauensvoller Vermittler zwischen Sender und Empfänger benötigt. Die Vermittlerrolle in klassischen Zahlungsprozessen erzeugt lange Transaktionszeiten und hohe Transaktionskosten, limitiert die minimale Transaktionsgröße, und Transaktionen sind revisibel. Revisible Transaktionen erfordern Vertrauen, so fordern Verkäufer vom Käufer heute mehr Informationen, als für die tatsächliche Transaktion benötigt werden. Mit dem Bitcoin sollte ein elektronisches Zahlungssystem geschaffen werden, das einen kryptografischen Beweis einer Transaktion liefert, der nicht gefälscht werden kann und die Rolle des Vermittlers überflüssig macht.

Bitcoins werden in digitalen Wallets verwaltet. In den Wallets werden dabei nicht die Bitcoins eines Wallet-Inhabers verwaltet, sondern dessen Zugriffsschlüssel. Jedes Wallet verfügt über eine Adresse. Findet eine Transaktion statt, so wird diese in der Blockkette (Blockchain) eingetragen. Die Blockchain ist ein öffentliches Buchungssystem, in dem Transaktionen - also Sender- und Empfänger-Wallets sowie der Transferbetrag - gespeichert und veröffentlicht sind. So können Kontostände jederzeit aus der Blockchain errechnet werden, auch wenn das Wallet Serverdaten - etwa durch einen Crash - verlieren sollte.

Die Integrität und die chronologische Reihenfolge der Blockchain werden durch Kryptografie sichergestellt. Dabei werden die Buchungen in Blöcken zusammengefasst, zu denen ein Hash (Prüfsumme) erstellt wird und die alle zehn Minuten mit einem Zeitstempel versehen werden. Dabei beinhaltet jeder Zeitstempel den vorherigen Zeitstempel. Die in einer verketteten Liste gespeicherten Hash-Blöcke werden in einem verteilten Peer-to-Peer-Netzwerk veröffentlicht. So kann über die Verkettung der Hash-Blöcke rückwirkend errechnet werden, wann und ob eine Buchung vorgenommen wurde. Durch die Verteilung über ein Peer-to-Peer-Netzwerk wird das System gegen mögliche Angreifer gesichert. Das System ist so lange sicher, wie das Angreifernetzwerk nicht über mehr Rechenknoten verfügt als das offizielle Bitcoin-Netzwerk über Trusted Nodes, so Nakamoto.

Der Transfer eines Betrags zwischen Bitcoin-Wallets, der in die Blockkette eingetragen wird, enthält einen geheimen Datenblock, einen privaten Schlüssel des Senders, der auch "Seed" genannt wird. Mit der Signatur wird die Transaktion vom Sender bestätigt. Damit wird gleichzeitig verhindert, dass die Transaktion nach dem Absenden von Dritten modifiziert wird.

Alle Transaktionen werden unter den Nutzern verbreitet, und innerhalb von maximal zehn Minuten beginnt die Bestätigung durch das Netzwerk mithilfe eines Rechenprozesses - des Mining-Prozesses.

Der Mining-Prozess ist ein verteiltes Konsens-System, das über verschiedene Computer des Peer-to-Peer-Netzwerkes ermöglicht, sich über den Status des Systems (etwa ob die zu transferierenden Bitcoins auch wirklich am Anfang der Transaktion dem Sender gehören) einig zu werden. Um die Transaktion abzuschließen, muss die Transaktion in einen Block gepackt werden, der kryptografischen Regeln entspricht, die durch das Peer-to-Peer-Netzwerk verifiziert werden, um sicherzustellen, dass keine vorherigen Blöcke modifiziert werden.

Der Mining Prozess wird im Zufallsverfahren durch einen Mining-Server im Netz vergeben. So wird sichergestellt, dass keine Einzelperson oder Organisation kontrollieren können, was in der Blockkette eingefügt wird.

Die Bitcoin-Miner erhalten für ihre Dienste eine kleine Transaktionsgebühr sowie neu erschaffene Bitcoins für die von ihnen bestätigten Transaktionen. Da der Rechenprozess mit zunehmenden Transaktionen immer komplexer wird, wird auch der Aufwand des Mining-Prozesses immer komplexer.

Während Notenbanken in traditionellen Währungen immer neue Banknoten erstellen können, ist das System des Bitcoins mit maximal 21 Millionen Bitcoins endlich. Alle vier Jahre halbiert sich die Zahl der emittierten Bitcoins.

Kryptowährungen unterliegen im Vergleich zu traditionellen Währungen starken Schwankungen. Somit sind sie für Online-Händler als Zahlungsmittel ein Risiko. Dieses Risiko wird durch Services wie etwa Bitpay verringert. Bitpay garantiert seinen Nutzern einen sicheren globalen Zahlungsverkehr in Bitcoins mit den garantiert besten am Markt verfügbaren Umtauschraten in Realwährungen zum Zeitpunkt der Transaktion. Transaktionskosten entstehen nicht, dafür fällt für den Händler eine niedrige Flatrate-Gebühr für die Nutzung des Service an. Somit ist die Zahlung mit Bitcoins eine attraktivere Alternative für die Online-Händler, da die Kosten deutlich geringer sind als bei Kreditkartentransaktionen. Bitpay-Services stecken heute hinter 50 Prozent der Zahlungssysteme, die Bitcoin akzeptiert. Darunter befindet sich auch PayPal, das Bitcoin als eines seiner Zahlungsmittel über Bitpay implementiert hat.

Neben dem Bitcoin gibt es heute mittlerweile eine Vielzahl von anderen Kryptowährungen, zum Beispiel der Ripple, LiteCoin oder PayCoin. Jedoch hat Bitcoin mit 2,7 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung Anfang 2015 immer noch mehr als 75 Prozent Marktanteil.

Die Unabhängigkeit der Kryptowährungen von Realwährungen machen sie auch zum Spielball von Spekulanten. So entwickelte sich der Bitcoin im Jahre 2013 von 13 Dollar im Januar auf das Allzeithoch von 1242 Dollar - bedingt durch die niedrigen Zinsen suchten Anleger nach renditeträchtigen Investments. Auf die Rallye folgte ein dramatischer Kurssturz.

Nakamotos Konzept der Blockchain - rechtlich bindende Verträge zu schließen, die sich quasi selbst durch Software bestätigen und für alle beteiligten Parteien Transparenz schaffen - könnte über die Welt der Kryptowährungen bald auch in das Commercial Banking, das Investment Banking und das Schließen von bindenden Verträgen Einzug halten.

Es würde damit nicht nur die traditionellen Geschäftsmodelle von Banken verändern, sondern auch die Arbeit von Anwälten, Buchhaltern, Beratern und Bankern überflüssig machen und den Unternehmen Unmengen an Kosten einsparen.

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