Strategien


IT-Manager wetten

Vom Ende des Geldes

06.05.2016
Von Bernd Gill und Jürgen Stauber

1.6. Tauschwährung

Tauschwährungen gehen auf den Ursprung des Geldes zurück. Sie dienen als Zwischentauschmittel, als Ersatzwährung - geschaffen von Menschen mit viel sozialem Unternehmergeist, um die wirtschaftliche Not zu lindern. Die Ersatzwährungen mildern die Nachteile der bestehenden Währungen als Zwischentauschmittel - Inflation, Geldbeschaffungskosten (Zinsen) und Steuern - und schaffen eine Schattenwirtschaft, meist begrenzt auf eine Region oder einen Nutzerkreis. Sie sollen helfen, die betroffene Region wirtschaftlich zu stärken und sie von den Krisen der nationalen oder globalen Wirtschaft zu entkoppeln.

Aber auch der soziokulturelle Wandel hin zu einer Shared Economy ist ein Treiber, der immer neue Tauschwährungen entstehen lässt. Er schafft nicht nur einen Tausch von Dienstleistungen und Gütern, sondern stellt oft auch soziale Kontakte zwischen den Teilnehmern des Tauschrings her.

Anfangs sind diese Währungen meist Zeitkontingente. So gründete der Spanier Àlvaro Solache 2010 Comunitats - eine Mischung aus Tauschsystem und sozialem Netzwerk. Erbringt jemand eine Stunde Webdesign-Dienstleistungen für ein anderes Mitglied der Plattform, bekommt er eine Stunde auf seinem Zeitkonto gutgeschrieben. Die kann er später gegen eine andere Stunde einer anderen Dienstleistung einlösen. Auch wenn das Konto vorübergehend ins Minus rutscht, so ist das kein Problem - was zählt, ist das Vertrauen aller Beteiligten.

Moderne Tauschplattformen verrechnen die geleisteten Stunden in eine Ersatzwährung, wie der Me* bei Exchange Me oder der Taler bei Bambali. Diese erlauben das Ansparen von Einheiten, um sie später gegen etwas einzutauschen. Dabei stehen nicht nur Dienstleistungen zur Wahl, sondern auch Gegenstände, die man leihen oder gegen die Ersatzwährung erstehen kann. Nur der Tausch von und zu Realwährungen ist ausgeschlossen.

TauschbörseArbeit.de und Diensttausch.de kommen ganz ohne Ersatzwährung aus. Der Anbieter stellt ein sogenanntes Barter-Angebot in das Portal, aus dem hervorgeht, was er sucht und was er anzubieten hat. Getauscht werden sowohl Dienstleistungen als auch Gegenstände. Interessenten können sich auf die Anzeige bewerben, und bei mehreren Interessenten können die Parteien über das Portal verhandeln, bis es zwischen zwei Parteien zum Abschluss kommt.

Die Besteuerung entfällt, solange die Dienstleistungen zwischen Privatpersonen getauscht werden - zumindest in Deutschland. Die Steuergesetzgebung trennt hier zwischen Erwerbssphäre und Privatsphäre. Die Erwerbseinkünfte sind gekennzeichnet durch die "entgeltliche Verwendung von Leistungen … am Markt" und durch eine selbstständige nachhaltige Betätigung mit dem "Abzielen auf Positive Einkünfte durch eine unter Einkunftsart fallende Leistung". Die Kriterien treffen auf die Mitglieder eines Tauschrings nicht zu - so wurde bereits 1997/98 der Besteuerungssatz für Tauschleistungen folgerichtig gestrichen.

Eine Sonderform der Tauschwährungen bilden die lokalen Währungen, wie der LETS (Local Exchange Trading System), der in den frühen 80er-Jahren im Westen Kanadas entstand, um Verbraucher und Erzeuger der Region von den Krisen der Weltwirtschaft zu entkoppeln. Andere Beispiele sind der WIR-Franken in der Schweiz (gegründet in der Weltwirtschatskrise in den 1930 Jahren), der heute noch mit einem Handelsvolumen über 1,7 Millarden Franken als Stabilitätsfaktor der Schweizer Wirtschaft gewertet wird, oder das Bristol Pound in England.

Jedoch existiert zu vielen der lokalen Währungen eine geldähnliche Banknote, auf deren langfristiges Verschwinden wir wetten.

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