Vom EDV-König zum Sachbearbeiter

06.03.1981

BASEL (sg) - Kaum merklich und dennoch für jedermann ohne weiteres sichtbar, ist die EDV in die Jahre gekommen. Und mit ihr - das wird gerne übersehen - auch ein großer Teil derer, die darin ihrem Beruf nachgehen. Daran ist an sich nichts Außergewöhnliches. Es sei denn vielleicht die Tatsache, daß von Ausnahmen abgesehen, derlei altgediente EDVer heute kaum noch an der Basis zu finden sind. Sie erfüllen heute Führungsaufgaben.

Doch längst nicht jeder altgediente Programmierer hatte auch das Glück, beziehungsweise besaß die Fähigkeit, sich einen für seinen in der Regel früher als in anderen Berufen beginnenden Lebensabend geeigneten Chefsessel im EDV-Bereich zu ergattern. Und was tut solch ein zu kurz gekommener "alter" EDV-Hase? Er resigniert und tritt, sofern er wenigstens dafür die notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat, ins Glied, zum Beispiel in die Funktion eines simplen Sachbearbeiters, zurück.

Mit diesem Vorgang verbindet sich naturgemäß neben einem Verlust an Exklusivität vor allem auch eine, wie man es heute zu nennen pflegt, "Lohn-Normalisierung". Beides ist nicht leicht zu verschmerzen. Auch wenn ein solcher Abstieg nicht unbedingt abrupt kommen muß, sondern sich über eine gewisse Dauer von Jahren erst zu einem solchen entwickelt, so kommt er letztlich doch einem Sturz vom Throne gleich.

Bereits vor geraumer Zeit hat sich die Erfahrungs-Gruppe Nordwestschweiz des Verbandes der Datenverarbeitungsfachleute (VDF) in einer Veranstaltung mit den sich aus der zuvor geschilderten Situation heraus ergebenden Problemen befaßt. Offensichtlich hat die Erfa-Gruppe damit ein Thema angesprochen, das von allgemeinem Interesse ist, so daß auch der zweiten Tagung dieser Art, die kürzlich in Basel abgehalten wurde, wieder ein volles Haus beschieden war.

An dieser Veranstaltung, in deren Mittelpunkt zunächst ein Vortrag von Dr. Erich P. Meyer vom Basler Institut für angewandte Psychologie, also einem für den Bereich als "Nicht-Fachmann" einzustufenden Referenten, stand, wurden neben dem Versuch einer Bestandsaufnahme vor allem zwei Themen eifrigst diskutiert.

Dabei ging es zum einen um die Applikations-Entwicklung und zum anderen um die Berufsbilder in einer sich verändernden EDV-Landschaft. Im Verlauf der Diskussion wurde klar, daß das leicht überzeichnete Bild vom "EDV-König" keineswegs etwa ein EDV-typisches Bild darstellt.

In Anbetracht der Tatsache, daß mit zunehmender Verteilung der EDV-Funktionen auch eine Verteilung der Verantwortung einhergeht, erwartet man nun, daß sich dies Problem fast wie von selbst beheben wird. Nach Meinung der Veranstaltungsteilnehmer gilt diese Feststellung selbst für den Fall, daß aufgrund neuer EDV-Berufsbilder, wie etwa dem des Datenbank-Managers (was immer auch darunter verstanden werden mag) sich wiederum "königlich anmutende" EDV-Jobs auftun könnten.

Nach solchen, kaum als grundlegend neu zu bezeichnenden, Erkenntnissen war es denn auch nicht weiter erstaunlich, daß diese Versammlung von EDV-Spezialisten, die sich aus Organisatoren, Analytikern und Programmierern zusammensetzen mochte, in ihrer Zukunftsgestaltung noch gute Möglichkeiten für einen beruflichen Aufstieg sah. Indes für "niedere" EDV-Chargen, wie Operatoren und Datentypistinnen, erscheint ihnen die Zukunft weniger rosig, weil ihnen wegen des sich immer stärker ausbreitenden, operatorlosen EDV-Betriebs das eigentliche Tätigkeitsfeld streitig gemacht wird.

Keine Frage also: Die EDV-Jobs, wenigstens die meisten, erscheinen auch auf lange Sicht hinaus für die heutigen Stelleninhaber - und unabhängig von ihrem Alter - ausreichend gesichert. Oder etwa doch nicht? Ein Blick in die EDV-Abteilungen kann da leicht einen ganz anderen Eindruck vermitteln, Nämlich den, daß hier das Alter, oder mancherorts sogar das Mittelalter, je nachdem, wo man die Grenzen zu ziehen beliebt, wenig bis gar nicht vertreten ist.