Juniper Networks

Vollautomatisierte, KI-gesteuerte Netze kommen in fünf Jahren

16.05.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
KI automatisiert die Netze innerhalb von fünf Jahren – davon ist zumindest Juniper-CEO Rami Rahim überzeugt.
Schon in fünf Jahren werden Netze dank KI-Unterstützung vollkommen automatisiert betrieben werden können - davon ist zumindest Juniper-CEO Rami Rahim überzeugt.
Schon in fünf Jahren werden Netze dank KI-Unterstützung vollkommen automatisiert betrieben werden können - davon ist zumindest Juniper-CEO Rami Rahim überzeugt.
Foto: Alexander Supertramp - shutterstock.com

Eine vielsprechende und gleichzeitig herausfordernde Vision verkündete CEO Rami Rahim auf dem Global Summit von Juniper Networks: Innerhalb von fünf Jahren soll der Netzbetrieb mit KI-Unterstützung vollständig automatisiert sein. "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Zukunft in einem selbstfahrenden Netzwerk liegt, in dem der Mensch buchstäblich nichts mehr tun muss, ähnlich wie in einem selbstfahrenden Auto", so der CEO.

KI-Know-how durch Zukäufe

Rahim zufolge hat KI das Potenzial, die Bereitstellung neuer Dienste erheblich zu beschleunigen, Netzwerkstörungen zu erkennen und zu entschärfen, bevor sie sich auf die Nutzer auswirken, und so den für die Unterstützung und Verwaltung großer Netzwerke erforderlichen Aufwand zu verringern. Zu diesem Zweck hat Juniper Millionen von Dollar für Fusionen und Übernahmen ausgegeben. So übernahm das Unternehmen 2019 Mist, einen aufstrebenden Anbieter von kabelgebundenen und drahtlosen LAN-Produkten, nicht wegen seines Wireless- oder Switch-Portfolios, sondern wegen seiner KI-Lösungen.

Seitdem ist die KI von Mist zu einem zentralen Bestandteil des Unternehmensportfolios von Juniper geworden. Zudem hat Rahim nach der Übernahme aggressiv daran gearbeitet, den Rest des Unternehmensportfolios mit KI-Funktionen auszustatten. Neben Mist kam etwa Marvis auf den Markt, Junipers Version eines Chatbots im Stil von Amazon Alexa oder Google Assistant für die Interaktion mit den AIOps-Funktionen. Und Ende 2020 übernahm das Unternehmen das auf Intent-Based-Network spezialisierte Startup Apstra, um die herstellerunabhängige Netzwerk-Automatisierung auf sein Portfolio für Rechenzentren auszuweiten.

Zwar haben diese Akquisitionen Juniper geholfen, die Automatisierung voranzutreiben und Einblicke in den Zustand eines Netzes zu gewinnen, doch das Unternehmen hat noch einen langen Weg vor sich, bevor KI ein Netz vollständig steuern kann, so Rahim gegenüber "The Register".

Die Wettbewerber

Juniper Networks ist allerdings nicht der einzige Hersteller, der an einerKI-gesteuerten Netzautomatisierung arbeitet. Cisco, Aruba von HPE, Dell Tech und Arista Networks haben alle AIOps und Automatisierungs-Tools mit demselben Ziel in der Pipeline. So hat Cisco erst kürzlich seine Predictive Networking Engine angekündigt, die Hilfe von Telemetriedaten aus dem Netz Störungen vorhersagen soll, bevor sie auftreten. In einer späteren Ausbaustufe sollen die Engpässe automatisch behoben werden. Wie Juniper plant auch Cisco, diese Technologie auf sein gesamtes Portfolio auszuweiten.

Aruba, das bereits ähnliche AIOps-Funktionen wie Juniper Mist angekündigt hat, begann im Frühjahr, mit der Einführung von NetConductor ein fortschrittlichesAutomatisierungs-Tool auf den Markt zu bringen. Die Plattform ist darauf ausgelegt, die Mikrosegmentierung in großen Campusnetzen zu automatisieren.

Noch ist das Rennen um die erste KI-gestützte Automatisierungslösung offen - wie auch das Rennen um das erste wirklich vollautonom fahrende Auto.