Volkssport Wardriving

11.11.2002
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - „Wardriving“ oder „Drive-by-Hacking“, also das Aufspüren von nicht gesicherten Funknetzen, entwickelt sich zu einem neuen Volkssport. Die Einstiegshürde für WLAN-Hacker liegt nicht hoch.

Man nehme einen tragbaren Rechner mit WLAN-Karte, eine leistungsfähige Antenne und eventuell einen GPS-Empfänger. Kostenlose Schnüffelsoftware und Informationen finden die Einsteiger im Internet. Damit ausgestattet, können selbst Wardriving-Anfänger eine Erfolgsquote von 60 bis 80 Prozent erreichen. Sie profitieren davon, dass sich viele Administratoren nicht der Gefahren beim Betrieb eines WLAN bewusst sind. Oft übersehen sie etwa, dass die Reichweite ihres Funknetzes über das Firmengelände hinausreicht oder sie vergessen, die WEP (Wireless Equivalent Privacy)-Verschlüsselung zu aktivieren und die Standardpasswörter der Access Points zu ändern.

Foto: Berlin Wardriving Group
Foto: Berlin Wardriving Group

Deutsche Szene im Aufbau

„DocError“, Mitglied der Berlin Wardriving Group, führt diese Unzulänglichkeit auf die allgegenwärtige Feierabendmentalität zurück. So triviale Fehler unterlaufen guten Administratoren nicht, fügt „Monolith“, Betreiber einer einschlägigen Website, aus Ulm hinzu. Die meisten Wardriver weisen WLAN-Betreiber nicht auf Sicherheitslücken in ihren Funknetzen hin. Sie fürchten rechtliche Konsequenzen, wenn sie ihren Einbruch eingestehen.

Eine Einschätzung, wie viele Wardriver es hierzulande schon gibt, fällt den beiden Insidern schwer. Die Gemeinde baue sich gerade auf und sei lediglich in einigen Großstädten wie Berlin und Hannover organisiert, erklärt DocError. Für die meisten von ihnen ist Wardriving ein harmloser Spaß: Offene Funknetze werden im Vorbeifahren aufgespürt und registriert. Gelegentlich kommt auch die als „Warchalking“ bekannte Methode zum Einsatz, den Status eines Netzes mit Kreidezeichen für andere zu kennzeichen.