Erste Univac-Mapper-Installation in Österreich:

Volkscomputer doch nur für Herrenfahrer

26.02.1982

WIENER NEUSTADT (eks) - Als "Volkscomputer" stellt Univac sein dialogorientiertes Software-Werkzeug Mapper vor und will damit Führungskräften und Spezialisten der Fachabteilungen die Kontrolle über Management-Informationen zurückgeben. Das Rechenzentrum Wiener Neustadt installierte als erster österreichischer Anwender Mapper auf seiner neuen Univac 1100/60. Man erwartet eine starke Produktivitätssteigerung bei der Software-Erstellung. Den RZ-Kunden allerdings soll Mapper nur vorsichtig zugänglich gemacht werden.

Das 1969 gegründete RZ-Wiener Neustadt betreibt drei Univac 9480 und 90/30 sowie seit dem Vorjahr eine 1100/60. Mit etwa 50 Mitarbeitern werden etwa 80 Groß- und Mittelbetriebe und 800 Kleinkunden aus allen Bereichen der Wirtschaft betreut. Da eine der Hauptaktivitäten in der Erstellung kommerziell orientierter Anwendungs-Software für die Kunden besteht, mußte man sich besonders mit dem Engpaß zwischen steigenden Kosten für Entwicklung und Pflege einerseits und steigendem Informationsbedürfnis beim Kunden andererseits auseinandersetzen. Mit Mapper (Maintainig, Preparing and Producing Executive Reports) glaubt Walter Himsl, Leiter der SW-Entwicklung, "die Informationsanforderungen der Zukunft für unsere Kunden mittels EDV ganz bestimmt zu wirtschaftlichen Bedingungen bewältigen zu können". Er erwartet eine Verringerung des Aufwands für Entwicklung und Test von Anwendungen auf ein Viertel.

Gleichzeitig soll mit der leichten Programmierung von Dialoganwendungen dem Wunsch von Kunden nach eigenen Mikrocomputern entgegengetreten werden. Dies, obwohl sich das RZ-Wiener Neustadt mit dem Mikrosystem 8001 selbst eine Mikrolaus in den RZ-Pelz gesetzt hat.

Mapper ist eine einfache Datenbank mit Abfragesprache. Das System wurde seit 1970 bei Univac für interne Bedürfnisse entwickelt und seit 1980 auch Kunden, ausschließlich auf der Systemreihe 1100, angeboten.

Unterste und damit benutzernächste Speicherungsebene ist der sogenannte "Bericht", in Tabellenform arrangierte Daten. Berichte werden zu "Schubladen" zusammengefaßt und von diesen wiederum je acht zu "Karteikästen". Diese Speicherungsform lehnt sich an das relationale Konzept an, ohne es mit voller Konsequenz zu realisieren. Der einfache Zugriff zu einem Bericht wird dadurch erkauft, daß der Anwender selbst für Datenintegrität und -konsistenz sorgen muß. Laut Univac besteht auch eine Durchgriffsmöglichkeit auf konventionelle Dateien.

Umgekehrt können auch Mapper-Dateien von Nicht-Mapper-Programmen bearbeitet werden. Dies ist erstens insbesondere für Stapelanwendungen bedeutsam, da Mapper ausschließlich dialogorientiert arbeitet. So empfiehlt beispielsweise Univac, einen Sort von mehr als 500 Items besser im Batch durchzuführen. Und zweitens erleichtert die gegenseitige Verträglichkeit die schrittweise Umstellung.

Die größte Hoffnung auf Produktivitätssteigerung liegt in der Abfragesprache. 33 Funktionen stehen dem interaktiven Benutzer zur Verfügung. Mit ihnen werden jeweils ganze Berichte manipuliert. Die Abfragesprache ist damit zwar sehr mächtig, andererseits aber wohl auch nicht ganz ungefährlich und für den unbedarften Benutzer wahrscheinlich nicht leicht benutzbar. Ein Befehl zur Summierung einer Tabelle, der beispielsweise so aussehen könnte:

TOT 14,0164,-0,,61-5,116-6,125-7 J,+,/=.

will in seinem formalen Aufbau und seiner Wirkung erst begriffen werden. Auch der Einfluß auf die Systemperformance ist zu beachten. Immerhin kostet die Summierung einer Tabelle mit 500 Eintragungen zirka eine CPU-Sekunde der 600 kops schnellen 1100/60. Nicht von ungefähr spricht Himsl daher vom "roten Teppich", den sein Rechenzentrum dem Endbenutzer ausrollt. Der aber auch dringend nötig scheint, um ihn vor dem Stolpern zu bewahren.

Konsequenterweise wird das RZ-Wiener Neustadt Mapper zwar zur Steigerung der eigenen Produktivität einsetzen, die Kunden jedoch nur sehr vorsichtig und "stückweise" drüber lassen. Die Befehle können auch zu sogenannten "runs" zusammengefaßt und gespeichert werden.

Die Mapper-Lizenz kostet einschließlich Wartung 14 000 Schilling pro Monat. Himsl möchte die Installationskosten binnen 18 Monaten wieder hereinspielen.