Volker Smid, Novell: "Linux fängt erst richtig an"

13.05.2005

CW: Novell ist aber in einer schwierigen Situation. Das Unternehmen muss sich einerseits im Linux-Markt etablieren und andererseits die wegbrechenden Umsätze mit den Netware-Lizenzen kompensieren.

SMID: Für Novell haben sich aus der Übernahme von Suse zwei wesentliche Komponenten ergeben, die unsere Zukunft sichern. Zum einen ist das der Kundenbestand, zum anderen die kürzlich erfolgte Freigabe des "Novell Open Enterprise Server" (NOES). Dieses Produkt bietet den immer noch sehr loyalen und stark verbreiteten Netware-Anwendern einen sicheren Migrationspfad auf Linux. Deshalb sind wir überzeugt, die Netware-Umsätze beziehungsweise die Kundensituation in den Griff zu bekommen.

CW: Es heißt aber, dass die Netware-Anwender auf die neue Plattform NOES noch nicht anspringen.

SMID: Jeder Hersteller muss erst Überzeugungsarbeit leisten, wenn er ein Produkt auf den Markt bringt, das vom Anwender einen Wechsel der Plattform fordert. Von der Qualität der Erstauslieferung und der Referenzen hängt es ab, wie groß die Adoptionsrate ist. Wir können aber erste erfolgreiche Referenzen melden, wie zum Beispiel den Westdeutschen Rundfunk. Wenn man 90 Millionen Netware-User auf einer Version hat, darf man sich keine substanziellen Fehler leisten, weil Netware eine unternehmenskritische Anwendung ist.

CW: Mit "Cypress" hat Novell für 2007 bereit eine Nachfolgeversion des NOES angekündigt. Fürchten Sie nicht, dass sich die Anwender bis dahin mit der Migration Zeit lassen?

SMID: Das glaube ich nicht. Aber natürlich hat jeder Hersteller an der Adaptionsrate zu knapsen. Die 2000er Versionen eines anderen Herstellers sind auch noch stark im Einsatz.