Volker Smid, Novell: "Linux fängt erst richtig an"

13.05.2005

CW: Dreht sich das Personalkarussell bei Novell nicht deshalb so stark, weil das Linux-Geschäft hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist?

SMID: Nein, das Linux-Potenzial ist erst dabei, sich zu entfalten. Entscheidend ist, dass Linux für einen Paradigmenwechsel steht, der einen sehr starken Motor hat. Die mit Linux verbundenen Umsatzerwartungen sind momentan noch schwer zu erfüllen und nicht exakt in Dollar und Cent auszudrücken.

CW: Sie haben den Paradigmenwechsel mit Linux erwähnt. Wie rasch erfolgt er bei den Anwendern?

SMID: Das ist schwer zu sagen, weil der Begriff Linux sehr verallgemeinert wird. Der konkrete Einsatz von Linux findet auf vier Ebenen statt: in der Peripherie, auf dem Desktop, auf dem Abteilungs-Server und im Data Center. Jede dieser vier Kategorien hat ihren eigenen Zyklus. In der Peripherie wie zum Beispiel in Firewalls ist Linux längst angekommen. Auf der Ebene der Abteilungs-Server befinden wir uns im Mainstream, während das Spiel im Bereich der Data Center jetzt erst anfängt. Den vierten Sektor, den Desktop, muss man in zwei Kategorien aufteilen, nämlich den General Purpose Desktop und den Highend Professional Desktop. Auch hier gibt es unterschiedliche Zyklen der Ausbreitung.

CW: Novell-Chef Jack Messman hat das weltweite Wachstum im Linux-Markt auf 30 bis 35 Prozent beziffert. Diese Steigerungsraten verzeichnet Novell im Linux-Geschäft nicht.

SMID: Ich glaube schon, dass es dieses Wachstum tatsächlich gibt. Wenn man zum Beispiel die Analysen des Marktforschungsinstituts Gartner ansieht, dann weisen diese im Bereich der Server für Linux ein Wachstum aus, das auf Kosten von Unix und Microsoft geht.