Vokabeln via Handy pauken

25.02.2005
Anbieter reagieren auf die Anforderungen der Kunden, computerunterstützes Lernen schnell, flexibel und billig umzusetzen, wie die Messe Learntec zeigte.

Auch die Anbieter von E-Learning-Lösungen spüren den enormen Kostendruck ihrer Kunden und versuchen darauf mit einfacheren, billigeren und flexiblen Lösungen zu reagieren. Nicht umsonst gehörten Mobil- und Rapid-E-Learning zu den meistzitierten Schlagwörtern der 13. technologiegestützten Bildungsmesse in Karlsruhe. Zum Thema mobiles Lernen wurde dieses Jahr sogar ein eigener Ausstellungsbereich geschaffen. Idee dabei ist, den Lerner immer und überall zu erreichen, so dass er seine Inhalte vom Handy, Smartphone oder Pocket-PC abrufen kann.

Einfache Lösungen bevorzugt

"Cleverlearn" aus München, das vor allem auf Englisch-Lernen spezialisiert ist, zeigte, wie sich Vokabeln mühelos auf das mobile Telefon spielen ließen. Es reicht aber nicht nur, die Inhalte zu jeder Zeit und von jedem Gerät abrufbar zu erhalten, diese müssen in kürzester Zeit und auf einfache Weise erstellt werden. Vor allem die beiden Anbieter Imc aus Saarbrücken und Macromedia aus Frankfurt haben sich dem Thema Rapid-E-Learning verschrieben. Es geht darum, aus schon existierendem Inhalt wie Powerpoint-Präsentationen, Vorträgen und Dokumentationen ein sinnvolles Ganzes als elektronische Lerneinheit zusammenzufassen. Vorbei die Zeiten, also große Kunden noch zweistellige Millionenbeträge für aufwändig produziertes, "pädagogisch wertvolles" Web-based Training zahlten.

Virtuelles Training nimmt zu

In diese Richtung passt eine weitere Entwicklung, auf die Bildungsanbieter in Karlsruhe reagierten. Der klassische Frontalunterricht wird zurückgehen - wie dramatisch, wird vom weiteren Leidens- und Kostendruck der Unternehmen abhängen. Gefragt ist der Unterricht im virtuellen Klassenraum. Thomson Netg, einer der weltweit größten Anbieter von Standard-E-Learning-Produkten, organisiert mittlerweile Zertifizierungskurse weltweit mit Online-Dozenten. Das bedeutet, dass die Trainer von einem Ort am PC mit Webcam Lerner in der ganzen Welt erreichen, die natürlich auch an ihrem PC sitzen und dem Unterricht folgen können. Ab Frühjahr bietet Netg Microsoft-Zertifizierungskurse auch im deutschprachigen Raum an. Aufgrund der positiven Erfahrungen wolle man das Geschäft zügig ausbauen, so Kerstin Stengel, die sich um die europaweite Vermarktung kümmert. Immerhin verzeichne ihr Arbeitgeber in diesem Segment Wachstumraten von 35 Prozent.

Weiterentwickelt haben auch die klassischen Lernplattformabieter ihre Produkte. Reichte es früher, dass diese Programme in erster Line die Bildungsinhalte eines Unternehmens verwalteten, die Abrechnung der Weiterbildungskurse bewerkstelligten und den Zugriff auf Online-Seminare sicherstellten, so spricht beispielsweise Bobby Yazdani jetzt von People-Management. Der Gründer und Vorstandschef von Saba, dem Marktführer für Lernplattformen, ist überzeugt, dass vor allem die Global Player dazu übergehen, weltweit einheitliche Qualifizierungsstandards für ihre Mitarbeiter einzuführen. Und um diese Standards zu organisieren, hat er die Lernplattform so weiterentwickelt, dass sie das gesamte Thema Qualifizierung und vor allem Personalentwicklung softwareunterstützt abdeckt.

Emotionalität nicht unterschätzen

Einen Kontrapunkt setzte das Quartett Carmina aus Zürich, dass zu den besten der Welt gehört. George Tovstiga, der bei Arthur D. Little in der Schweiz arbeitet, ging im Rahmen eines Workshops, in dem es um Wissensbilanzen ging, am Beispiel dieser erstklassigen Musiker der Frage nach, was Spitzenteams auszeichnet. Dabei wurde klar, dass es in Spitzenteams nicht ausreicht, die besten Musiker oder die besten Sportler zu vereinen, sondern dass die emotionalen Komponenten mindestens so wichtig sind, wenn man ganz oben landen und vor allem bleiben will.

Anbieter verlangen weniger Bürokratie

Schließlich fehlte es nicht an politischen Aussagen. So forderte Michael Nagy, Vorstand des Bildungsanbieters SRH, der zu den größten der Republik zählt, die Politik auf, die bürokratischen Hindernisse abzubauen, damit private Bildungsanbieter professionell ihr Geschäft betreiben könnten. Er kritisierte zum Beispiel, dass es noch viel zu lange dauere, bis Ausbildungs- und erst recht Studiengänge genehmigt würden. Allein in Heidelberg, wo SRH seinen Sitz hat, hätten drei amerikanische Privatunis ihre Pforten geöffnet.

Die Bildungsmesse verzeichnete 300 Aussteller aus Deutschland, Europa, den USA und dem Iran, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht, allerdings bei geringerer angemieteter Fläche. 8000 Fachbesucher (2004: 8700) informierten sich in diesem Jahr in Karlsruhe.