VoIP mischt Festnetztelefonie auf

24.08.2005
Von Jürgen Kotschenreuther

Nach Einschätzung von Andreas Gentner, Partner bei Deloitte, muss sich die Deutsche Telekom damit auseinander setzen, dass Eintrittsbarrieren durch VoIP aufgebrochen und Wertschöpfungsketten neu gegliedert werden. Eine große Gefahr sei die mögliche Kannibalisierung des klassischen Telefonieangebots der T-Com-Sparte durch die VoIP-Strategie der Konzernschwester T-Online.

Die größte Gefahr für den ehemaligen Monopolisten sei jedoch, dass die Telefonkunden zu einem konkurrierenden Anbieter wechseln. Deloitte schätzt, dass bis zu 30 Prozent der Privatnutzer ihren Anschluss zugunsten eines Breitbandanschlusses mit VoIP kündigen werden.

Die Leitung ist Trumpf

Noch halten der Konzern sowie die anderen Netzbetreiber jedoch einen entscheidenden Trumpf in der Hand: Sie verfügen über den Leitungsanschluss zum Kunden - und ohne Leitung geht nichts. Durch die regulatorische Vorgabe der Koppelung von Endkundenzugang und Sprachtelefonievertrag ist diese Konstellation noch geschützt.

Für die alternativen Carrier und Access-Provider fürchtet Gentner ebenfalls erhebliche Marktanteils- und Umsatzeinbußen durch VoIP. "Das Geschäftsmodell der Anbieter ohne eigene Netzinfrastruktur basiert im Wesentlichen auf der Marge zwischen Interconnection-Kosten und Endkundenpreis. Sofern VoIP-Anbieter mit Telefonie zum ,Nulltarif’ auf den Markt drängen, werden die alternativen Carrier große Anstrengungen unternehmen müssen, um ihre typischerweise preissensitiven Kunden halten zu können."

Reaktion: Preise steigen

Doch die etablierten Festnetzbetreiber haben längst damit begonnen, ihr klassisches Telefoniegeschäft abzusichern und Zukunftsstrategien zu entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel die Transformation leitungsvermittelter Netze zu konvergenten, breitbandigen und multimedialen IP-Netzen und die Entwicklung von Breitbanddiensten, die von VoIP über kombinierte Produkte wie beispielsweise Videotelefonie bis hin zu hochwertigen Premium-Diensten reichen.