Reselling statt Eigenproduktion

Vodafone setzt bei Public Cloud auf Alibaba

20.12.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Beim Thema Public Cloud setzt Vodafone auf eine Partnerschaft mit dem chinesischen Anbieter Alibaba Cloud. Der Carrier will die Alibaba-Services mit Business-Flavor vermarkten.
In Sachen Public Cloud setzt Vodafone auf die Services der Alibaba Group und agiert als Reseller.
In Sachen Public Cloud setzt Vodafone auf die Services der Alibaba Group und agiert als Reseller.
Foto: testing - shutterstock.com

Auf dem Weg zum nach eigenen Angaben größten globalen Hybrid-Cloud-Anbieter setzt Vodafone auf die Public-Cloud-Dienste des chinesischen Anbieters Alibaba. Das Public-Cloud-Angebot soll Vodafones bestehendes Private-Cloud-Portfolio ergänzen und den Kunden auch hybride Cloud-Lösungen eröffnen.

Server im Fankfurter RZ

Die Cloud-Dienste von Alibaba werden hierzulande in einem Rechenzentrum von Vodafone gehostet.
Die Cloud-Dienste von Alibaba werden hierzulande in einem Rechenzentrum von Vodafone gehostet.
Foto: Scanrail1/Shutterstock.com

Die Server von Alibaba Cloud stehen in einem zertifizierten Vodafone-Rechenzentrum in Frankfurt am Main und unterliegen dem deutschen Datenschutzrecht. Die Zusammenarbeit erfolgt dabei auf Colocation-Basis. "Die Alibaba-Cloud ist genauso sicher wie etwa ein AWS-Angebot", so Nadja Risse, Head of Cloud & Hosting Services Central Europe bei Vodafone. Befürchtungen, dass Alibaba als chinesischer Anbieter mit gewissen Vorurteilen (etwa Staatsspionage) zu kämpfen hätte, teilt Risse mit Hinweis auf das deutsche RZ in Frankfurt nicht. Sie sieht Alibaba in Sachen Akzeptanz dort stehen, wo sich Amazon mit AWS vor etwa drei bis fünf Jahren befand. Dafür sieht Risse einen anderen Vorteil: Gerade Alibaba erleichtere dem deutschen Mittelstand den Einstieg in Asien mit seinen Cloud-Services.

Konsolidierung statt Expansion

Alibaba Cloud ist nur eines der vielen Unternehmen der Alibaba Group.
Alibaba Cloud ist nur eines der vielen Unternehmen der Alibaba Group.
Foto: Alibaba Group

Auf den zweiten Blick erscheint die Partnerschaft zwischen Alibaba und Vodafone etwas paradox. Warum tritt ein Carrier als Reseller eines Cloud-Angebots auf, das in seinem eigenen Rechenzentrum gehostet wird? Eigentlich könnte er entsprechende Services doch gleich selbst anbieten. Für Risse liegt die Antwort auf der Hand: "Der Aufbau einer eigenen Public Cloud hätte sehr große finanzielle und zeitliche Ressourcen beansprucht und keine Vorteile für unsere Kunden gebracht. Und das in einem Markt, der sich in einer Konsolidierungsphase befindet." Die Managerin ist davon überzeugt, dass mittelfristig nur einige große Public-Cloud-Anbieter überlebenwerden, darunter Alibaba. Alibaba ist bereits heute nach eigenen Angaben der weltweit fünftgrößte Public Cloud Provider. Für die Partnerschaft habe zudem die Innovationskraft von Alibaba gesprochen. Risse zufolge kann der Cloud-Anbieter zudem auf neue Cloud-Entwicklungen deutlich schneller reagieren als ein Carrier. Und letztlich profitiere auch Vodafone davon, denn das Public-Cloud-Angebot wachse mit den Services der Alibaba Cloud, die bereits heute über einen großen Marketplace verfüge.

Neben den klassischen Cloud-Angeboten wie mehr Speicher- und Rechnerkapazitäten bietet die Alibaba Cloud Firmen weitere Services. Dazu gehören individuelle Computing Services für die Gaming-Industrie, IT-Lösungen für Multimedia-Anwendungen wie Live Streaming und das Spezialangebot "Auto Scaling". Mit "Auto Scaling" werden die IT-Ressourcen eines Onlineshops bei hohem Bestellaufkommen automatisch vorrübergehend erhöht, bevor es zu einer Überlastung der Server und damit einem Ausfall der Handelsplattform kommt. Damit müssen Onlinehändler keine kostenintensiven IT-Ressourcen unnötig vorhalten. Firmen mit mehreren Standorten weltweit, können alle Alibaba Services nicht nur im deutschen Rechenzentrum nutzen, sondern bei Bedarf in allen internationalen Alibaba Cloud-Datenzentren. Die Services werden dabei über ein zentrales Portal verwaltet.

Cloud mit Business-Flavor

Bei Vodafone betont man, dass Anwender, die die Alibaba Services über Vodafone buchen, rund um die Uhr einen telefonischen Support erhalten. Die vom Anwender genutzten Services direkt über eine bestehende Vodafone-Rechnung nach tatsächlicher Nutzung abgerechnet. Damit muss der User nicht wie bei Alibaba selbst direkt über ein zusätzliches Paypal- oder Kreditkartenkonto seine Rechnungen begleichen. Oder wie es Risse formuliert: "Wir geben der Alibaba Cloud den Business-Flavor."