Vodafone konkretisiert Business-Strategie

24.11.2006
Zwecks höherer Profitabilität will der britsche Mobilfunkonzern künftig verstärkt die Business-Klientel adressieren.

In den letzten Monaten unternahm Vodafone mit konvergenten Angeboten aus Mobilfuunk und DSL sowie der Restrukturierung des Konzerns - etwa durch die Auslagerung der Entwicklungsabteilung an EDS - die ersten Schritte in Richtung mehr Profitabilität. Nun will der Mobilfunkanbieter mit speziellen Unternehmensangeboten verstärkt Enterprise-Kunden als Gewinnbringer gewinnen. Die neue, beziehungsweise wiedererwachte Liebe zum Business-Kunden - Vodafone ist nicht der einzige Anbieter, der nach dem Jugendwahn der letzten Jahre diese Klientel wiederentdeckt - verwundert nicht weiter. So rechnet Oliver Mauss, Global Director of Business Product Marketing bei der der Vodafone-Gruppe, vor, dass ein Business-User dem Unternehmen im Vergleich zu einem Privatkunden während der Vertragsbeziehung einen viermal höheren Umsatz bringt.

Bei seinen Bemühungen um die lukrative Busienss-Klientel scheint der Konzern dazugelernt zu haben. Statt wie bislang alleine zu agieren, sucht das Unternehmen nun nach Partnern, um mobile Lösungen zu offieren. Und erfüllt damit eine Forderung von Lars Vestergaard, Research Director European Telecommunications beim Marktforschungsinstitut IDC: " Die Zeit der Alleingänge sind vorbei, nun muss ein Unternehmen für andere Marktteilnehmer der beste Freund sein, wenn es selbst erfolgreich sein will. " In den letzten Jahren habe Vodafone dagegen, so der Vorwurf Vestergaards, ähnlich arrogant wie eine Microsoft gehandelt.

Vodafones geänderte Business-Stratgie sieht für die Corporate-Klientel künftig mehr vor als nur Unternehmestarife oder spezielle Bundles. So kann sich der Konzern laut Mauss durchaus mit dem Gedanken anfreunden, in bestimmten Märkten den professionellen Anwendern auch Service Level Agreements (SLAs) zu offerieren. Gerade deutsche Anwender vermissten diese bislang schmerzlich, wie sie im CW-Roundtable zu Protokoll gaben. Auch in Bezug auf das von der Business-Klientel kritisierte Branding und die kurzen Produktzyklen versprach Mauss Besserung; Für Unternehmenskunden soll künftig ein spezielles Geräteportfolio erhältlich sein.

Abgesehen von diesen Detailfragen basiert die künftige Business-Strategie auf drei Grundsäulen: der PC-Connectivity - bislang etwa durch Notebooks mit integrierter Mobilfunkkarte realisiert -, den Applications und Services sowie der Fixed-Mobile-Konvergenz. In Sachen Applications und Services will die Company im Frühjahr 2007 mit der Vodafone Application Services Platform (VAF) starten. Sie agiert als eine Art Middleware zwischen den Backoffice-Systemen eines Unternehmens und den verschiedenen Frontends wie Blackberry, Symbian oder Windows Mobile. In Großbritannien läuft die Plattform schon in einem Pilotversuch unter der Bezeichung MAP (Mobile Application Platform) als gehostete Lösung. Im Backend werden dabei über Konnektoren beispielsweise die Systeme von SAP, Siebel oder Oracle unterstützt. Nach der derzeitigen Planung ist der Dienst laut David Hughes, Head of Enterprise Solutions UK, als Abomodell konzipiert.

Einen Secure Remote Access hat die Enterprise Busines Unit von Vodafone in Großbritannien ebenfalls bereits verwirklicht. Der "Secure Client" soll dem mobilen Anwender unterwegs unabhängig vom gewählten Übertragungsmedium - also Mobilfunk, DSL-Verbindung oder WLAN-Hotspot - über einen VPN-Tunnel den sicheren Zugriff auf das eigene Unternehmensnetz ermöglichen. Hierzu hat das Unternehmen in England einen Dreijahresvertrag mit dem Secure-Access-Spezialisten Fiberlink abgeschlossen. Weiteres Know-how in Sachen mobile Applikationen und Mobile Services erwarben die Mobilfunker erst kürzlich mit der Übernahme von Aspective und Isis-Telecommunications.

Um bei der Business-Klientel vom Image des reinen SIM-Karten-Verkäufers wegzukommen, hat das Unternehmen ein "Global Data Channel Programme" aus der Taufen gehoben. Analog zu den Programmen etlicher IT-Hersteller will Vodafone die Händler und Partner schulen, um sie in die Lage zu versetzen, auch komplexere Datenprodukte zu vermarkten. (hi)