Kapitaldisziplin

Vodafone kappt Umsatzprognose und ändert Strategie

11.11.2008
Der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone Group hat bei Vorlage der Halbjahreszahlen seine Umsatzprognose gekappt und einen Strategiewechsel angekündigt.

Vodafone rechnet nun für das Gesamtjahr mit Umsätzen von 38,8 bis 39,7 Milliarden Pfund, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. In einigen Märkten seien die eigenen Erwartungen nicht getroffen worden. Unternehmenschef Vittorio Colao verwies auf das schwache Wirtschaftsumfeld und veränderte Marktbedingungen. Die Gewinnprognose wurde beibehalten. Operativ will Vodafone weiterhin 11,0 bis 11,5 Milliarden Pfund Gewinn erwirtschaften. Das Ziel für den Free CashFlow wurde angehoben. An der Börse wurde der Strategiewechsel positiv aufgenommen, die Aktie stieg im frühen Handel an der FTSE-100-Spitze um 2,95 Prozent auf 111,50 Pence.

Wegen des schwierigen Umfelds will Vodafone seinen bisherigen Kurs ändern: Angesichts des starken Preiswettbewerbs solle der Fokus in Zukunft vor allem auf der operativen Entwicklung und nicht mehr auf den Umsätzen liegen. Dabei will Vodafone unter anderem seine Kundenbeziehungen ausbauen. Außerdem sollen vor allem Kosten gespart werden. Angepeilt ist eine Absenkung der operativen Kosten um rund eine Milliarde Pfund jährlich bis 2011. Auf diese Weise sollen Einbußen durch Inflation und stärkeren Wettbewerb aufgefangen werden.

Daneben kündigte Vodafone die Konzentration auf Wachstumsmöglichkeiten in den Bereichen mobile Datenservices, Unternehmen und Breitband an. Nach wie vor will der Konzern auch in Schwellenländern aktiv sein, wo es sich starke Zuwächse ausrechnet. Mit Blick auf eine weitere Expansion äußerte sich das Vodafone aber zurückhaltend. Als letztes Ziel formulierte das Unternehmen Kapitaldisziplin. Man verfüge über eine komfortable Liquidität.

Im abgelaufenen Halbjahr zeigte sich deutlich der Druck auf die Umsätze. Zwar steigerte Vodafone seinen Umsatz um 17,1 Prozent auf 19,9 Milliarden Pfund. Der hohe Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem auf Währungseffekte zurückzuführen. Auf organischer Basis stagnierten die Umsätze fast mit einem Plus von 0,9 Prozent. Der operative Gewinn legte um 10,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Pfund zu, was neben den Währungseffekten unter anderem auf das starke Wachstum bei der US-Tochter Verizon Wireless zurückzuführen sei. Damit wurden die Markterwartungen weitgehend getroffen. Außerdem kündigte das Unternehmen eine Zwischendividende von 2,57 Pence an.

In Europa belasteten der anhaltende Wettbewerb und Druck von den Regulierungsbehörden weiter das operative Geschäft, hieß es weiter. Besonders deutlich gingen die Umsätze in Spanien und Großbritannien zurück. Auf dem deutschen Markt fiel der Umsatzrückgang geringer aus als im Vorjahr. Das Umsatzwachstum der im Mai übernommenen deutschen Tochter Arcor verlangsamte sich angesichts der hohen Konkurrenz auf dem deutschen Markt etwas. Das stärkste Wachstum erzielte Vodafone im Nahen Osten, Afrika und Asien - hier stiegen die organischen Umsätze um 15,6 Prozent. (dpa/ajf)