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Vodafone erhöht Angebot für Mannesmann

19.11.1999
Größte Übernahme in der Geschichte?

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vodafone Airtouch Plc. hat sein Übernahmeangebot für die Mannesmann AG auf 242,5 Milliarden Mark (124 Milliarden Euro) erhöht. Der britische Mobilfunkanbieter will jede Mannesmann-Aktie mit 53,7 Vodafone-Anteilscheinen vergüten. Ausgehend vom Schlußkurs der Vodafone-Aktie am 18. November 1999 wird damit jeder Mannesmann-Anteilschein mit 240 Euro (469,4 Mark) bewertet.

Die erste Offerte, in der der britische Carrier zirka 206 Euro (403 Mark) je Mannesmann-Aktie geboten hatte, war vom Vorstandsvorsitzenden des deutschen Konzerns, Klaus Esser, als "völlig unangemessen" abgelehnt worden (CW Infonet berichtete). Bei dem neuen Angebot handelt es sich um einen feindlichen Übernahmeversuch, da sich Vodafone direkt an die Mannesmann-Aktionäre richtet und den Vorstand umgeht. Dieser wiederum tagt seit zehn Uhr heute vormittag, um über das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Sollte das Kaufangebot von den Aktionären angenommen werden, würde es sich um die größte Akquisition in der Geschichte und die erste gelungene feindliche Übernahme in Deutschland handeln.

Inzwischen haben sich die Arbeitnehmervertreter und Betriebsräte der Mannesmann AG entschieden gegen die Zerschlagung des Konzerns ausgesprochen. Klaus Zwickel, der IG Metall-Vorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, erklärte am Mittwoch in Frankfurt: "Mannesmann ist ein kerngesundes Unternehmen mit hervorragenden Perspektiven." Der Mannesmann-Konzernbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg kündigte für den 23. November eine Betriebsrätekonferenz mit über 1000 Betriebsräten aus allen deutschen Mannesmann-Standorten in Düsseldorf an.

In dem Versuch, den Investment-Bankern von Goldman Sachs & Co. die Beratung von Vodafone zu untersagen, mußte das Mannesmann-Management eine Niederlage hinnehmen. Das Hohe Gericht in London hob eine einstweilige Verfügung gegen die Consultants auf, die Mannesmann am Montag dieser Woche erwirkt hatte (CW Infonet berichtete), wieder auf. Der deutsche Konzern hatte seine Beschwerde damit begründet, daß Goldman Sachs Insiderwissen über Mannesmann besitze. Der Vorwurf des Interessenkonflikts sei vollkommen unhaltbar und müsse abgelehnt werden, erklärte jedoch das High Court. Als Mannesmann im vergangenen Monat den britischen Mobilfunkanbieter Orange Plc. erwarb, war Goldman Sachs als Berater für Hutchison Whampoa tätig gewesen, dem größten Orange-Aktionär. Esser äußerte sich enttäuscht über die Entscheidung des

Londoner Gerichts: "Unsere Bemühungen waren zum Schutz der Interessen von Mannesmann gerechtfertigt."