Vodafone baut Konzernstruktur um

11.04.2006
Der weltgrößte Mobilfunkanbieter gliedert sein Geschäft vom Mai 2006 an in die drei Sparten "Europa", "Schwellenländer/Wachstumsländer" und "Neue Dienste" auf.
Mit der neuen Organisationsstruktur will sich Vodafone den Veränderungen in der Mobilfunkwelt stellen.
Mit der neuen Organisationsstruktur will sich Vodafone den Veränderungen in der Mobilfunkwelt stellen.

Mit der neuen Organisationsstruktur will der Konzern das Geschäft besser auf die verschiedenen Markt- und Kundenanforderungen ausrichten. Primäres Ziel der Maßnahmen ist es laut Vodafone, die Kosten in gesättigten Märkten zu reduzieren, die Profitabilität in Wachstumsmärkten zu erhöhen und neue Einnahmequellen mit dem Angebot konvergenter Technologien und IP-Services zu erschließen.

Reaktion auf Marktsättigung

Besonderes Augenmerk schenkt Konzernchef Arun Sarin dem europäischen Markt, der ersten Säule des künftigen Geschäfts. Angesichts der hohen Marktdurchdringung und des enormen Wettbewerbs in Ländern wie Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien soll die Sparte die Kosten reduzieren und Skaleneffekte erzielen. Da die einzelnen Landesgesellschaften bislang direkt der Zentrale in London unterstellt waren, ließen sich diese Größenvorteile nur schlecht nutzen. Zum CEO der Business-Unit Europa bestellte Vodafone den Turnaround-Spezialisten Bill Morrow, derzeit noch Leiter von Vodafone Japan. Von der Landesgesellschaft will sich das Unternehmen trennen, Käufer ist der Softbank-Konzern. Der Chef der britischen Landesgesellschaft, Tim Miles, wird Chief Technology Officer (CTO). Um den Vertrieb soll sich Frank Rövekamp kümmern, seit dem Weggang von Peter Bamford Chief Marketing Officer von Vodafone.

Der zweite Bereich Zentraleuropa, Naher Osten, Asien-Pazifik und Beteiligungen soll konsequent ausgebaut werden. Aufgabe des neuen Leiters Paul Donovan ist es, das Wachstum zu steuern und Vorteile zu nutzen, die sich aus der Zugehörigkeit zum Weltkonzern Vodafone ergeben. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren kräftig in neue Märkte wie Indien, Süd- afrika und Osteuropa investiert. Dem Geschäftsbereich fehlt allerdings eine klare Ausrichtung, da zudem die verschiedenen Beteiligungen und Joint Ventures enthalten sind, etwa in den USA (Verizon Wireless), Frankreich (SFR) und China (China Mobile).

Mit der Schaffung des dritten Bereichs "Neue Dienste" will Vodafone auf den aktuellen Trend der Verschmelzung von Festnetz, Internet und Mobilfunk reagieren. Aktuell ist das britische Unternehmen als reiner Mobilfunkanbieter gegenüber T-Mobile und anderen Töchtern von Festnetzanbietern im Nachteil. Nach Angaben von Branchenkennern prüfen die Briten aber bereits den Kauf eines Festnetzanbieters wie Colt Telecom oder Cable & Wireless. Auch der Plan Vodafones, seine Beteiligung an dem zweitgrößten deutschen Festnetzanbieter Arcor zu veräußern, scheint mit der neuen Strategie vom Tisch zu sein. Die Aufgabe, mit innovativen Diensten Umsatzquellen zu erschließen, obliegt Spartenchef Thomas Geitner, aktuell Chief Technology Officer im Konzern.

Sarin sucht neue Strategie

Konzernchef Sarin arbeitet schon seit Februar 2004 an einer zukunftsträchtigen Strategie. Vodafone war damals mit dem Versuch gescheitert, AT&T Wireless für 40 Milliarden Dollar zu übernehmen und damit zum größten Mobilfunkbetreiber in den USA aufzusteigen. Im März dieses Jahres trugen die Briten dann endgültig den Traum einer weltweiten Marktführerschaft zu Grabe, als sie ankündigten, sich von dem problembehafteten Geschäft in Japan, immerhin dem zweitgrößten Markt von Vodafone, zu trennen. Die Verkaufspläne führten einen Bruch mit der alten Management-Garde um den langjährigen Vodafone-Chef Chris Gent herbei, der das Unternehmen mit Hilfe zahlreicher Zukäufe zu einem Global Player ausgebaut hatte.

Weitere Beteiligungsverkäufe

Analysten bewerten den von Sarin angekündigten Umbau als einen Schritt in die richtige Richtung. Die Veränderungen seien absolut logisch und angemessen, erklärte etwa Robert Brindle von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Die Konzentration auf Kostenkontrolle in gesättigten Märkten und ein schärferes Profil für die Jagd nach neuen Umsatzströmen seien gute Neuigkeiten. Gleichzeitig könnte die nun in der Europa-Sparte verankerte weltweite Verantwortung für Vermarktung und Technik darauf hinweisen, dass Vodafone einer globalen Marken- und Positionierungsstrategie auch künftig weniger Bedeutung beimisst. Dies spräche für weitere Beteiligungsverkäufe und Ge-winnausschüttungen an die Aktionäre.